„Wer für Demokratie ist, der muss gegen die Atomkraft sein.“

Trümmer, Leere, Tod. Diese Worte beschreiben die Bilder der jetzigen Lage in Tschernobyl und leiteten eine Podiumsdiskussion am Max ein, die am 26.4.2016 anlässlich des 30. Jahrestags der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl stattfand.
Den rund 90 Elftklässlern standen Manfred Ackermann von den Stadtwerken Emden (SWE), der Greenpeace-Aktivist Klaus Pieper, der ehemalige Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Johann Bruns und Gerhard Kreutz von der Hochschule Emden/Leer als Referenten zur Verfügung. Sarah Nour El Din und Tjardo Symens moderierten diese Diskussion und stellten den Teilnehmern kritische Fragen über die Zukunft von Atomkraft und wie sie selbst, als Schüler, ihren Teil zum Thema beitragen könnten.

Bruns beschrieb Tschernobyl als „die Kündigung des Versprechens von Atomenergie.“ Trotzdem seien noch heute weltweit über 420 Kernkraftwerke in Betrieb, davon acht in Deutschland. Ackermann nannte den Grund für diesen Missstand: Die Menschen wüssten zwar, was richtig sei, aber handelten nicht dementsprechend. „Wissen erzeugt keine Verhaltensveränderung,“ zitierte er den Ökopsychologen Norbert Jung. Der richtige Umgang mit der Kernkraftenergie müsse laut Ackermann noch gelernt werden.
Um für die Sicherheit der Atomkraftwerke zu sorgen, sei eine starke Überwachung durch Polizei nötig. „Wer für Demokratie ist, der muss gegen die Atomkraft sein,“ stellte Bruns deshalb fest.

Auch der Atommüll, der durch Kernkraftwerke entsteht, sei ein Problem, so Bruns. Für diesen Atommüll, der spätestens beim Automausstieg anfällt, gäbe es auch heute noch keinen Plan. Fakt sei, dass man eine dauerhafte Lösung brauche, die mehr als 1000 Jahre hält. So eine Lösung gäbe es allerdings noch nicht. Auch die Kosten könnten noch nicht eingeschätzt werden.
Ackermann machte deshalb auch auf die Präsenz des Themas aufmerksam. „Das Problem ist vor unserer Haustür.“ Denn der Müll könnte beispielsweise auch in der Nähe von Emden abgelagert werden.

Vor allem heute könne jeder seinen Teil zur Abschaffung der Atomkraftenergie beitragen, so Bruns. Beispielsweise durch die Nutzung von alternativen Energien, trotz der Tatsache, dass die Verbraucher dadurch höhere Kosten tragen müssen. Auch Kreutz appellierte an die Menschen, mehr auf den eigenen Stromverbrauch zu achten, um umweltfreundlicher zu leben.

Ackermann erinnerte sich an den „Mantel des Schweigens“, den die ukrainische Regierung und Medien vor 30 Jahren versuchte über diese Katastrophe zu legen. Dadurch sollte Verunsicherung verhindert werden, die dadurch jedoch nur noch größer wurde. Um so wichtiger sei die Kommunikation deshalb heute: sich interessieren und informieren. Es müsse mehr Öffentlichkeit und Bewusstsein zu diesem Thema geschaffen werden, stimmte auch Kreutz zu. Gerade deshalb lobten alle vier Podiumsteilnehmer die anwesenden Schüler, die sich eines so aktuellen und komplizierten Themas angenommen hatten.

Text: Svenja Wagner (Jg.11)