Zuletzt war Prof. Klaus Meyer-van Dettum im Februar 2020 Gast bei einer Veranstaltung des Max-Windmüller-Gymnasiums: Damals verfolgte er im Rummel, ganz aus der Nähe, wie sich Arie Windmüller anlässlich seines Besuches zum 100. Geburtstages seines Onkels in das Goldene Buch der Stadt Emden eintrug. Ein bewegender Moment, der besonders für Meyer-van Dettum von Bedeutung war: Seit den 90er Jahren hatte er umfangreiche Recherchen zum Leben des Namensgebers des Gymnasiums angestellt.
Lange waren Max und die Geschichte seiner Familie in ihrer ehemaligen Heimatstadt weitgehend in Vergessenheit geraten und verdrängt worden. Erst in den 80er Jahren begann eine intensivere Auseinandersetzung mit der Geschichte der ehemaligen großen jüdischen Gemeinde der Stadt. Auch in Emden wurden deren Mitglieder schikaniert, verfolgt und vertrieben – viele wurden am Ende ermordet. Dass die Situation für Juden nicht besser werden wird, hatten Max‘ Eltern früh erkannt: Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 floh die Familie in die Niederlande. Dort wuchs Max in Sicherheit auf und bereitete sich auf die Auswanderung nach Palästina vor. Doch als er kurz vor Kriegsbeginn 1939 mit seinem Bruder Isaac auf dem Schiff „Dora“ auf die Abfahrt dorthin wartet, bewegen ihn Freunde zum Bleiben, um im Widerstand bei der Rettung jüdischer Kinder zu helfen. Mit großem Erfolg – knapp 400 Kinder und Jugendliche werden durch ihn und seine Mitstreiter gerettet, bevor Max kurz vor Kriegsende umgebracht wurde.
Das heutige Wissen um diesen herausragenden Menschen basiert auf intensiver Arbeit in Archiven, an Gedenkorten und vor allem auf vielen Gesprächen mit Überlebenden. Klaus Meyer-van Dettum hat sich dieser Aufgabe mit großer Leidenschaft verschrieben und maßgeblich dazu beigetragen, dass Max Windmüller und sein Wirken heute wieder weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist.
Eine besondere Freude war für ihn die Umbennung der Schule, zu deren Ehrengästen gemeinsam mit seiner Frau Elfi er immer wieder gehörte: Als leidenschaftlicher Pädagoge war die Einweihung des Max-Windmüller-Gymnasiums ein besonderer Moment für den langjährigen Professor der Hochschule Emden/ Leer.
Bereits 1996 hatte er geschrieben: „Wir selbst brauchen diese Erinnerung, für uns, unsere Kinder, unsere Jugend, als eine unverdient geschenkte Erinnerung, die uns für die Zukunft verpflichtet. Gerade unsere junge Generation, oft skeptisch und misstrauisch, manchmal gleichgültig und „cool“ erscheinend, dann wieder verführbar und leichtmütig, in seltenen Fällen leider schon wieder Hassparolen hinterherlaufend – oft aus reinen Minderwertigkeitsgefühlen- , gerade diese Generation kann die Erinnerung an einen jungen Mann wie Max Windmüller, der diese Grenzen um den Menschen willen überwand, gut hören.“
Prof. em. Klaus Meyer-van Dettum ist zu Beginn des Jahres im Alter von 81 Jahren verstorben. Das Max-Windmüller-Gymnasium wird ihm ein dankendes Andenken bewahren.