25 Jahre – das ist das durchschnittliche Sterbealter der Minenarbeiter im indischen Bundesstaat Katarnaka. Schon kleine Kinder werden dort eingesetzt, um im Tagebau Eisenerz zu fördern: Sie verbringen mit ihren Familien ihr Leben auf Minenclaims und atmen dort permanent den giftigen Staub des Erzabbaus ein. Hinzu kommen Mangelernährung, die mörderische Hitze und die andauernde Schwerstarbeit, die dafür sorgen, dass nur wenige wenig älter werden.
Gebannt folgten die Schülerinnen und Schüler des siebten Jahrganges und der Schülervertretung des Max-Windmüller-Gymnasiums am Freitag den Schilderungen der terre des hommes-Vertreterin Regina Hewer aus Delmenhorst, die sich seit Jahren mit ihrem Ehemann Daniel Hewer, Regionskoordinator der Organisation, für Kinderrechte engagiert. Im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit ist sie 2012 nach Indien gereist, um sich über die dortige Situation zu informieren: „Mehr als 60 Millionen Kinder, so schätzt terre des hommes, gehen dort nicht zur Schule und arbeiten in Minen, auf Baustellen oder verdingen sich als Prostituierte.“ Der Ertrag ihrer Arbeit sei oft mehr als kärglich, doch notwendig, um zur Ernährung ihrer Familien beizutragen, so Hewer. Umgerechnet sieben Cent in der Stunde betrage der Verdienst in den Eisenerzminen.
Dass viele Kinder ihr Leben in großer Not verbringen, war den Schülerinnen und Schülern nicht neu: In den vergangenen Wochen hatten sie sich im Erdkundeunterricht ihres Lehrers Johannes Hessel mit der sozialen und wirtschaftlichen Situation in Indien befasst. Zudem hatte die 7a Ende November gemeinsam mit der Schülervertretung des Max und den Marktbeschickern des Emder Wochenmarktes Spenden für Straßenkinder gesammelt- Geld, das terre des hommes verwendet, um die Lebenslage von Kindern wie in Katarnaka zu verbessern.
Ein Beispiel für den Einsatz von Spendengeldern sind sogenannte Brückenschulen: Dort lernen die Kinder zu lesen und zu schreiben, notwendige Grundlagen also, um dem Teufelskreis der Armut zu entrinnen. Außerdem auf dem Lehrplan: die Kinderrechte. Nur wenn diese den Kindern bekannt seien, können sich langfristig etwas ändern, so Hewer. Gleiches gelte für die Erwachsenen: Zwar hat Indien 2010 eine allgemeine Schulpflicht eingeführt, doch hapert es noch sehr mit der Umsetzung. Insbesondere in ländlichen Regionen fehle es an Schulen und Lehrern, da der Staat seinen Aufgaben nicht nachkommt, weshalb nun die Einwohner unterstützt werden, ihre Ansprüche rechtlich geltend zu machen.
Knapp 90 Minuten berichtete Regina Hewer von ihrer Arbeit und beantwortete anschließend noch viele Fragen der Schülerinnen und Schüler. Sie freute sich ebenso über das große Interesse wie Max-Lehrer Hessel: „Das werden wir gerne wiederholen.“