Ein Auftakt nach Maß: Fünfzehn Neuntklässler des Max-Windmüller-Gymnasiums sind gerade von einer Reise nach Martinique zurückgekehrt, bei der sie mit ihren Mitschülern des Lycée de Bellevue im Rahmen des neuen ERASMUS+-Projektes mit dem Titel SIRS (Social Integration of Refugees through Sports) gearbeitet haben. Im Zentrum der Reise stand ein erster thematischer Austausch auf Schülerebene, nachdem bereits im November ein erstes Treffen der beteiligten Lehrkräfte aus Martinique, Oslo, Leeuwarden und Izmir in Emden stattgefunden hat.
Bereits zu Beginn der Arbeit in der Schule wurde deutlich, dass das Thema Flucht auch auf Martinique präsent ist: Neben einigen Flüchtlingen aus Syrien erlebte die Insel in den letzten Jahren immer wieder Einwanderung aus benachbarten Inselstaaten wie Kuba oder Haiti: „Vor allem in der Folge des verheerenden Erdbebens im Jahre 2010 haben sich viele Menschen aus Haiti auf den Weg gemacht und dabei auch Martinique erreicht“, erläutert Severin Tillmann, der den Besuch am Lycée de Bellevue gemeinsam mit seinem Kollegen Kai Gembler geplant hat.
Zum vielfältigen Besuchsprogramm gehörte auch ein Empfang bei Didier Laguerre, dem Oberbürgermeister der Inselhauptstadt Fort-de-France, und seiner Stellvertreterin Emma Lebeau. Im Büro von Laguerres berühmten Vorgänger Aimé Césaire, der von 1945 bis 2001 das Amt innehatte und mit seiner schriftstellerischen und politischen Arbeit zu einem bedeutenden Vertreter eines neuen schwarzen Selbstbewusstseins wurde, diskutierten die Max-Schülerinnen und -Schüler über die Flüchtlingssituation in Deutschland und auf Martinique. „Auch hier, fern von Europa, verfolgen wir die Entwicklung auf dem Kontinent sehr intensiv“, so Laguerre, der die Bedeutung der Integration von Flüchtlingen hervorhob: „Ich freue mich deshalb sehr zu sehen, dass sich ein europäisches Schülerprojekt mit diesem wichtigen Thema auseinandersetzt.“
Wesentlicher Bestandteil des Projektes ist das eigene Erleben fremder Kulturen: „Das Erleben des Alltages in einer Gastfamilie, zu dem das Kommunizieren in einer fremden Sprache oder das Probieren von neuen Speisen gehören, sollen den Schülerinnen und Schülern einen kleinen Eindruck davon vermitteln, wie es ist, ein Fremder zu sein“, so Gembler. Auch der Unterricht in einer fremden Sprache gehörte für viele Teilnehmer zu diesen Erlebnissen: Anders als in den Vorjahren nahmen dieses Mal neben Französischschülern auch Spanisch- oder Lateinlerner an dem Projekt teil.
Zudem erhielten die Max-Schülerinnen und -Schüler einen beeindruckenden Einblick in die integrative Wirkung des Sports: Das von der Bellevue-Lehrerin Karine Napol geplante Programm umfasste neben gemeinsamen Sportunterricht auch Aktivitäten wie Canyoning, Yole-Segeln oder traditionellen Bélé-Tanz, bei dem Deutsche und Franzosen auf der Bühne standen.
Bereits Ende März findet das bis 2019 laufende ERASMUS+-Projekt seine Fortsetzung: Dann kommen Schüler und Lehrer aus der Karibik, den Niederlanden, der Türkei und Norwegen nach Emden zum ersten großen gemeinsamen Treffen der Projektteilnehmer. Dann werden sich die Jugendlichen aus fünf Nationen ihre bisherigen Projektergebnisse vorstellen und gemeinsam weiterarbeiten.