Nach dem Abi die Welt entdecken: Eefke Menzel hat sich diesen Traum erfüllt und alleine Kanada bereist. Von ihren Work and Travel-Erfahrungen berichtet die Abiturientin des Jahrganges 2019:
Am 30. Oktober 2019 startete ich meine Reise nach Kanada. Nachdem ich mich von Freunden und Familie verabschiedet hatte, stieg ich allein in das Flugzeug, das mich auf einen anderen Kontinent bringen würde, nach Toronto. Außer zwei Übernachtungen in einem Hostel hatte ich im Vorhinein nicht wirklich viel geplant. Um den Rest würde ich mich vor Ort kümmern.
Als ich nun in Toronto angekommen war, hatte ich an meinem ersten Tag ein Seminar im Partnerbüro meiner Organisation, mit der ich meine Reise gebucht hatte. Dort gab man uns neu angekommenen Backpackern ein paar Tipps zum Leben in Kanada, wie z.B. welche Supermärkte die günstigsten sind, welcher Handyvertrag sich für die kurze Zeit lohnt oder bei welchen Banken wir am besten ein Konto eröffnen sollten. In den darauffolgenden Tagen ging ich noch mehrere Male dorthin, um mir Hilfe beim Schreiben meines Lebenslaufs zu suchen. Mein Plan war nämlich vorerst in Toronto zu arbeiten, um genug Geld zum Reisen zu verdienen. Nachdem der Lebenslauf nun geschrieben war, würde ich meine Jobsuche starten. Ich druckte zehn sogenannte Resumés aus und ging damit von Laden zu Laden.
Dies war während meiner ganzen Reise das mühseligste, das ich erlebt habe: Immer wieder sagten mir die Mitarbeiter der Geschäfte sie würden sich melden, was sie aber nie taten, auch meine Onlinebewerbungen waren erfolglos.
Doch dann hatte ich eines Tages endlich Glück: Ich lief an einem japanischen Restaurant vorbei, einem Ramenshop (Ramen sind eine japanische Nudelsuppe), das laut eines Aushangs Mitarbeiter suchte. Als ich erzählte, das ich auf der Suche nach Arbeit sei, bat man mich sofort herein zu einem Vorstellungsgespräch. Es ging um einen Job in der Küche des japanischen Restaurants. Dass ich kaum Arbeitserfahrung hatte, störte den Arbeitgeber kaum, er wollte lediglich wissen, ob ich mir vorstellen könnte in einer engen und lauten Umgebung zu arbeiten. Den Rest würden sie mir dann beibringen.
Als ich dies bejahte, wurde ich sofort eingestellt. Nach einer Woche Küchentraining ging es dann los: Ich arbeitete mit einem Team, in dem hauptsächlich Asiaten waren, drei Monate lang vier- bis fünfmal die Woche bei Sansotei Ramen. Dort lernte ich sehr viel über die asiatische Kultur und übte mich darin englisch zu sprechen.
In der Zeit, in der ich dort arbeitete, wechselte ich häufig meine Unterkunft. Mit zwei anderen Deutschen, die ich in Hostels kennengelernt hatte, wohnte ich in unterschiedlichen Airbnbs und Hostels. An freien Tagen unternahmen wir dann häufig gemeinsam etwas in Toronto.
Ende Januar kam mich dann mein Freund Leon besuchen. Da ich nun genug Geld gespart hatte, begannen wir zusammen zu reisen. Per Bus reisten wir nach Ottawa, in die Hauptstadt Kanadas, sowie nach New York City und Montreal. In den unterschiedlichen Städten wohnten wir wieder in Airbnbs, die meistens von Leuten angeboten wurden, die in ihrer Wohnung noch freie Zimmer hatten.
Von Montreal aus reiste Leon dann wieder zurück, während ich noch einen Monat in Montreal bleiben würde. Ich zog zurück in ein Hostel, in die Auberge Bishop. Um Geld zu sparen, fragte ich dort an, ob sie mich als Volunteer einstellen würden. Das bedeutet, dass ich für das Hostel arbeite und dafür kostenlos dort schlafen und essen kann.
Dies stellte sich als sehr interessante Erfahrung heraus, da ich so viele Menschen unterschiedlicher Länder und Kulturen kennengelernt habe. Dafür ist Montreal ja auch bekannt: Da dort nicht nur französisch (was man normalerweise in der Provinz Québec spricht), sondern auch englisch gesprochen wird, hört man sowieso aus jeder Ecke eine andere Sprache. So waren im Hostel hauptsächlich Franzosen, wodurch ich auch mein französisch verbessern konnte. Außerdem habe ich dort einige Brasilianer, einen Neuseeländer, mehrere Mexikaner und natürlich auch einige Kanadier kennengelernt.
Nach Montreal war mein ursprünglicher Plan eine viertägige Zugreise nach Vancouver, in den Westen Kanadas, zu machen. Dieser wurde dann allerdings spontan wegen des Coronavirus abgesagt, so wie fast alles weltweit. Nun hätte ich auch ein Flugzeug nach Vancouver nehmen können, hab mir aber gedacht, dass der Virus wahrscheinlich noch viele weitere Pläne kreuzen würde und ich meine Reise so nicht mehr fortsetzen möchte.
So wurde es leider mit meiner Weiterreise in den Westen nichts mehr, allerdings plane ich irgendwann anders nach Kanada zurückzukehren und die Orte zu entdecken, die ich bei dieser Gelegenheit nicht mehr sehen konnte.
Allen, die überlegen auch nach der Schule ins Ausland zu gehen, würde ich eine Work and Travel-Erfahrung auf jeden Fall empfehlen. In dieser Zeit hab ich mich selbst viel besser kennengelernt, vor allem dadurch, dass ich allein unterwegs war. Außerdem hab ich so viele Freunde weltweit gefunden, die ich am liebsten alle wiedersehen würde.
Gleichzeitig bin ich so viel selbstständiger geworden, dadurch, dass ich plötzlich ganz auf mich allein gestellt war und für mich selbst sorgen musste. Auch die Arbeitserfahrungen, die ich gemacht habe, waren sehr wertvoll und haben mir auf jeden Fall für meine Zukunft geholfen.