Die ostfriesische Landschaft mit ihren weiten Feldern und vielen Bauernhöfen ähnelt auf den ersten Blick der Normandie. Doch bei näherer Betrachtung werden Unterschiede sehr deutlich:
Ostfriesische Häuser sind vorwiegend aus rotem Backstein gebaut; ostfriesische Kühe sind vorwiegend schwarz-weiß… Das bemerkte mein Austauschpartner bereits am ersten Tag bei der Fahrt vom Bahnhof zu unserem Haus.
Ein besonderes Erlebnis der Austauschwoche stellte am zweiten Tag der Austauschwoche die Fahrt des gesamten „Max“ zur Insel Borkum bei strahlendem Sonnenschein dar. Eine solche Hitze hatten die auch eher an raues Klima gewöhnten Normandie-Schüler nicht erwartet. Die Borkumer Kleinbahn sowie die „Milchbuden“, die eine lange Tradition haben und ursprünglich von Bauern betrieben wurden, die für die Strandbesucher Milchreis und Borkumer Dickmilch anboten, machten nachhaltigen Eindruck auf unsere Austauschpartner. Einen Außenplatz auf der Fähre zu haben, bedeutet immer sich den Wind ordentlich um die Nase wehen zu lassen. Die intensive Sonnenstrahlung wird gar nicht wahrgenommen. Abends kehrten dann alle sehr müde und mit einem Sonnenbrand auf der Nase zurück.
Der Besuch eines traditionellen landwirtschaftlichen Betriebs in den Uphuser Meeden sowie ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes gemeinsames Kochen mit regionalen Produkten in der Großküche der Volkshochschule in Emden standen an den folgenden Tagen auf dem Programm. In der Nähe des Bauernhofes liegt das Uphuser Meer, ein Binnengewässer, das einen kleinen Naturstrand hat. Das Wetter lud zum Baden ein und somit traten alle an diesem Tag erst spät die Heimkehr an.
Wasser und Wassersport spielt für das Max-Windmüller Gymnasium eine große Rolle, denn schließlich handelt es sich um ein Rudergymnasium. Somit fand an einem Nachmittag auch eine ausgiebige Drachenboottour über die Emder Kanäle statt. Spannend war das „Schleusen“ in der in ganz Europa einzigartigen Kesselschleuse am Ems-Jade-Kanal, die durch eine spezielle Technik die Höhenunterschiede zwischen zwei Kanälen ausgleicht und Booten so den Übergang ermöglicht.
Natürlich durfte eine Werksführung im Emder Volkswagenwerk auf dem Austauschprogramm nicht fehlen, da es sich um den größten Arbeitgeber in der Region handelt und hier bald die neuen Modelle der Elektrofahrzeuge von VW, wie der ID3, gebaut werden.
Die französischen Schülerinnen und Schüler besuchten zudem die Johanna-Mühle, einen Galerieholländer. Diese Mühle wurde bereit 1804 auf dem Emder Wall erbaut. Bei der Besichtigung wurde demonstriert, wie Korn durch zwei Mahlgänge und einem Peldestein gemahlen wird.
Das Wochenende wurde in den Gastfamilien verbracht, die beispielsweise Touren nach Pilsum zum rot-gelb gestreiften kleinen Leuchtturm oder Greetsiel zu den Fischerbooten und den Zwillingsmühlen anboten. Die spezielle Teezeremonie mit Kluntje und Sahne, die wohl bei jeder Familie mehr oder weniger häufig abgehalten wurde, faszinierte alle Franzosen. Das „Hightlight“ stellten die Wölkchen dar, die sich in der Teetasse durch den Schuss Sahne bilden. Die ostfriesische Teekultur ist als immaterielles Kulturerbe in Deutschland anerkannt. Natürlich fehlte im Koffer dann als „Mitbringsel“ für zu Hause die Packung Ostfriesentee bei keinem Austauschschüler.
Der gemeinsame Abend mit allen Teilnehmern, den Gastfamilien und den Lehrerinnen und Lehrern zeigte die entspannte und fröhliche Atmosphäre, die diesen Austausch insgesamt begleitete und sicherlich zu vielen dauerhaften Freundschaften führen wird.
Bericht: Jannis König