Ein Plädoyer für Zivilcourage und Engagement hat Hannes Jaenicke am Donnerstag in der Neuen Kirche gehalten. Im Rahmen der Reihe „Literatur vor Ort“ stellte der bekannte Schauspieler sein neues Buch vor: „Wer der Herde folgt, sieht nur Ärsche.“ Menschen mit Engagement hätten es schwer in der Bundesrepublik, meint Hannes Jaenicke: „Neid, Missgunst, Schadenfreude- das ist der deutsche Triathlon.“
Diese provokante These verdeutlichte der Autor anhand vieler Beispiele: So sei die Initiative „Plant-for-the-Planet“, die 2007 von dem damals neunjährigen Jungen Felix Finkbeiner ins Leben gerufen wurde, um Bäume gegen den Klimawandel zu pflanzen, in Deutschland sehr skeptisch beäugt worden, während der Zuspruch auf internationaler Ebene sehr groß gewesen sei. Felix‘ Erfolge – eine Rede vor den Vereinten Nationen, eine Vielzahl von Unterstützern und 14 Milliarden gepflanzte Bäume sprächen für sich.
Jaenicke klagte in der Neuen Kirche die Neidgesellschaft an, die Engagement und Aktivität lähme und dafür sorge, dass keiner aus der Herde ausbräche. Doch eben solche Menschen seien wichtig für notwendige Veränderungen: „Wir brauchen Weltverbesserer und Gutmenschen!“, stellte der Schauspieler fest.
„Be a Mensch“- dieser jiddische Sinnspruch amerikanischer Juden fasse gut zusammen, wofür er sich einsetzen wolle, so Jaenicke: „Verhalten wir uns, eigentlich selbstverständlich, menschlich.“
Im zweiten Teil der Veranstaltung kamen vor den gut 350 Zuschauern drei Max-Schüler mit auf die Bühne: Rieke Reinema, Finn Bjerknes und Ben Siedenberg hatten das Buch vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin lesen dürfen und sich mit Max-Lehrer Matthias Frank auf die Veranstaltung vorbereitet. Im von Hilke Theessen moderierten Gespräch zeigten sich die drei Elftklässler kritisch und selbstbewusst und konfrontierten den 57jährigen, der mit dem Slogan „Helden gesucht!“ auf seinem T-Shirt auf seine Facebook-Seite aufmerksam machte, unter anderem mit der Frage, wer denn für ihn ein Held sei: „Das sind Leute, die in Vereinen aktiv sind, die kein Palmöl kaufen, eben Leute, die sich engagieren“, so Jaenicke.
Eine Aufzeichnung des Abends ist demnächst in der Reihe „Literatur vor Ort“ bei Radio Bremen zu hören. Weitere Informationen und einen ersten Eindruck der Sendung gibt es hier: Hannes Jaenicke in Emden.
Bilder des Abends von Tobias Bruns: