„Alidad – bist Du wirklich Afghane? Du scheinst mir kein richtiger Afghane zu sein…“ – selbst zwei Jahre nach seiner Ankunft in Südtirol und der Veröffentlichung seiner Geschichte als Buch muss der Jugendliche um die Anerkennung als Asylbewerber bangen: Immer neue Zweifel am Alter, der Herkunft oder dem Namen sorgen dafür, dass die Unsicherheit bleibt und unklar ist, ob er wirklich bleiben darf.
Eindrucksvoll erzählten Sophie Ammersken, Amelie Heisig, Wiebke ten Doornkaat-Koolmann, Jente Paulusma, Malin Rehage und Lisa Wessel in der Neuen Kirche die Geschichte von Alidad Shiri: Auf der Achse eines LKWs gelangte der damals 14jährige Junge 2005 nach Meran, den Schlusspunkt seiner Flucht aus Afghanistan. Nachdem er dort durch den Krieg Mutter und Vater verloren hatte und keinerlei Perspektive mehr für sein Leben sah, hatte er sich auf den Weg gemacht, um eine bessere Zukunft zu haben. Doch in Italien begegneten ihm keineswegs nur Hilfe und Freundlichkeit…
Nach „Ein Morgen vor Lampedusa“ thematisiert Antonio Riccò in seiner neuen szenischen Lesung aspektreich die Schwierigkeiten der Integration eines Menschen: Neben Zweifeln, Vorurteilen und offener Ablehnung finden sich in der Geschichte ebenso Unterstützung und Solidarität und damit die ganze Bandbreite des Umgangs unserer Gesellschaft mit Geflüchteten.
Untermalt von Bildern, Musik und Interviewausschnitten, die von Max-Schüler Patrick Schirdewan eingespielt wurden, erzählten die Schülerinnen die Geschichte eines Jungen, der heute als Journalist in Italien arbeitet und die stellvertretend für viele andere Menschen steht, die ihre Heimat verlassen mussten.
Dies wurde auch im anschließenden Podiumsgespräch deutlich: „Über 70 Millionen Menschen sind derzeit auf der Flucht“, berichtete Regina Hewer von der Kinderhilfsorganisation terre des hommes. Dies sei eine Rekordzahl, für die es unterschiedlichste Gründe gibt, wie Pascal Masocha ausführte. In seiner Heimat Simbabwe sei dies nicht Krieg, sondern vor allem Hunger und das Fehlen von Zukunftsperspektiven: Nach langen Jahren unter Diktator Robert Mugabe ist die einstige Kornkammer Afrikas vollkommen heruntergewirtschaftet und nunmehr eines der ärmsten Länder der Welt. Masocha, der tagsüber am Max von seiner Arbeit berichtet hat, versucht mit einer lokalen Organisation, die von terre des hommes unterstützt wird, vor allem Kindern Hoffnung für die Zukunft zu geben. Entscheidend sei dafür eine gute Bildung, die allerdings angesichts großer Armut ihrer Eltern vielen Kindern nicht zugänglich ist. Auch Sonja Ryll vom Verein Internationales Emden sieht hierin den Schlüssel zur Integration. Allerdings sei das ganz und gar nicht einfach: Auch in Deutschland sähen sich viele Migranten Hindernissen und Problemen ausgesetzt, die auch Alidad erleben musste. Darüber gerate häufig die nötige Hilfe ins Hintertreffen.
Unterstützt wurde die Veranstaltung vom Förderverein Max-Windmüller-Gymnasium und dem Programm „Demokratie leben!“ – vielen Dank!