Am 08.02.2020 machte sich unsere kleine Reisegruppe (Chayma, Jule, Mia, Mia und Pia) in Begleitung von Frau Frers und Herrn Tillmann morgens mit dem Zug auf den Weg nach Düsseldorf, um von dort aus mit dem Flixbus nach Thuin (Ort unserer belgischen Partnerschule) zu gelangen. Dort wurden wir für eine Nacht von netten Gastfamilien aufgenommen, da unser gemeinsamer Flug von Charleroi nach Biarritz (mit unseren Partnern aus Thuin und Blénot-lès-Pont-à-Mousson in der Lorraine (Region im Nordosten Frankreichs) schon sehr früh startete. Wir waren alle schon sehr nervös und aufgeregt, die kommende Woche in einem mehr oder weniger fremden Land mit einer anderen Kultur zu verbringen. Nach der Landung in Biarritz fuhren wir mit dem Bus zunächst an der weltberühmten und palmengesäumten Strandpromenade von Biarritz entlang, um die auch zu dieser Jahreszeit nach der perfekten Welle Ausschau haltenden Wellenreiter zu bestaunen. Anschließend ging es in die Pyrenäen nach Saint Etienne de Baïgorry zu unserer dortigen Partnerschule, dem Collège Jean Pujo, wobei wir alle sehr fasziniert von der schönen naturbelassenen Landschaft waren. Hier wurden wir herzlich mit traditionellen Tänzen einzelner Schülerinnen und Musik willkommen geheißen, was sehr interessant war, denn die Kultur war uns ja fremd. Unsere Austauschpartner wurden uns einzeln vorgestellt (wobei die meisten sehr schüchtern waren), dazu gab es außerdem ein leckeres Buffet. Von Anfang an fühlten wir uns sehr wohl.
Bevor wir dann zu unserem ersten Programmpunkt aufbrachen, hatten wir noch etwas Freizeit, die wir alle zusammen auf dem Schulhof verbrachten. Auf dem Schulhof spielten die baskischen Schüler Pelote. Dieses ist eine uns unbekannte typisch baskische Sportart.
Schließlich brachen wir gemeinsam auf, um ein Industriemuseum zu besuchen. Dabei ging es um den industriellen Bergbau im Baskenland. Es wurde sehr schnell deutlich, dass die Region durch die Gewinnung von Eisenerz früher sehr wichtig für Europa war. Früher hatten viele Menschen in Europa eine Arbeit in dieser speziellen Industrie. Anschließend sind wir alle in eine Sporthalle gegangen, um das Spiel Pelote genauer kennen zu lernen und es auch einmal zu spielen. Die baskischen Schülerinnen und Schüler brachten es uns sehr schnell bei und es machte allen großen Spaß. Das Kennenlernen wurde durch das Zusammenspielen sehr intensiviert und lockerte die Atmosphäre angenehm auf. Bei der Rückfahrt zur Schule fiel uns auf, dass in jedem Dorf Wände waren, um daran Pelote zu spielen. An der Schule angekommen, holten uns die Eltern der Austauschschüler ab und wir ließen den Tag in den Gastfamilien ausklingen.
An unserem zweiten Tag im Baskenland mussten wir das erste Mal zu regulären Schulzeiten in die Schule. Daher trafen alle gegen 8 Uhr in der Schule ein.
Einige Schüler, die in den Nachbardörfern wohnten, mussten mit ihren Austauschschülern schon relativ zeitig den Schulbus nehmen, andere wohnten direkt im Dorf und waren nur ein paar Minuten mit dem Auto zur Schule unterwegs.
Um 08:15 Uhr ertönte plötzlich der Titelsong des Filmes Mission: Impossible aus den Lautsprechern und alle Schüler der Schule (69 an der Zahl!), die vorher noch fleißig Pelote auf dem Schulhof gespielt oder sich über ihr Wochenende ausgetauscht hatten, stellten sich klassenweise mehr oder weniger brav in Zweierreihen auf dem Schulhof auf. Wir Deutschen standen wegen der außergewöhnlichen Schulklingel und ihrer Wirkung auf die Schüler immer noch etwas baff herum, fügten uns dann aber schnell in das disziplinierte Bild der Schüler ein. Nachdem die drei anderen Klassen von ihren jeweiligen Lehrern ins Gebäude geführt wurden, wurden auch wir von einer baskischen Lehrerin abgeholt. Das Ganze geschah unter der strengen Aufsicht eines älteren Ehepaars, die, wie sich im Laufe der Woche herausstellte, Surveillants (Aufseher in französischen Schulen), Hausmeister und Vertrauenspersonen in einem waren. Statt auch in den Unterricht zu gehen, wurde die gesamte Austauschgruppe in vier gemischte Gruppen aufgeteilt und das Jeu de piste, eine Rallye durch Baïgorry begann. Während des Spiels führten uns Zettel mit Quizfragen über Baïgorry und seine Geschichte und Hinweisen auf das Versteck des nächsten Zettels quer durch das Dorf. So erfuhren wir, und ich glaube auch die Baïgorryaner, viel über das Dorf und lernten uns auch als Gruppe besser kennen. Zurück in der Schule begann die Arbeit an unseren ersten gemeinsamen Podcast in kleineren Gruppen. Die Arbeit und die anschließenden Aufnahmephasen wurden nur durch einen Crashkurs in der baskischen Sprache und ein echt französisches Mittagsmenü mit Baguette und allem Drum und Dran unterbrochen. Außerdem wurde zwischendurch das von einer professionellen Jury gekürte Logo des Projekts vorgestellt. Um 16.30 Uhr endete das gemeinsame Programm und wir kehrten in die Familien zurück.
Wie am Tag zuvor trafen alle etwa um 08:00 Uhr in der Schule ein. An diesem Tag stand der Trip nach Spanien auf dem Programm. Da wir zwei Stunden Fahrt vor uns hatten und an dem Tag viel geplant war, machten wir uns ziemlich zeitig mit dem Bus auf den Weg. Als allererstes sahen wir uns alte spanische Mienen an, in denen früher Eisen und Silber abgebaut und verarbeitet wurden. Die Arbeit in der Schmiede durften wir hautnah miterleben, was aufgrund der spektakulären Feuershow (die Holzkohle musste zunächst durch riesige wassergetriebene Blasebälge auf knapp 1600o C erhitzt werden) und des ohrenbetäubenden Krachs (mittels eines ebenfalls wassergetriebenen 400 kg schweren Eisenhammers wurde anschließend das glühende Eisen geschmiedet) sehr beeindruckend war. Als die Führung vorbei war, wartete noch eine Überraschung auf uns, und zwar au f der Holzkohle frisch gegrillte, original spanische Merguez.
Danach ging es auch schon weiter zu einer ehemaligen Schule, in der wir alle zusammen unsere Lunchpakete, die wir am Morgen in der Schule in Baïgorry erhalten hatten, genießen konnten. Diese kleine Pause benötigten wir auch, um wieder startklar für die nächsten Besichtigungen zu sein.
Nach einer kurzen Fahrt fanden wir uns wieder in zwei Gruppe zusammen. Eine Gruppe besuchte zuerst ein Museum, indem wir viele traditionelle baskische Musikinstrumente zu sehen und teilweise auch zu hören bekamen. Währenddessen bekam die andere Gruppe eine Führung durch eine der früheren Eisenminen, wo man auch viele interessante Informationen erhielt. Danach wurde getauscht, sodass beide Gruppen beides erleben durften. Da der Tag natürlich nicht nur schön und eindrucksvoll war, sondern auch anstrengend, waren dann doch alle froh, abends in der Jugendherberge anzukommen. Dort konnte der Tag dann mit ein paar interessanten Gesprächen und einem leckeren Abendessen super ausklingen. Außerdem lernten wir bei einer soirée animée (Abendprogramm) alle gemeinsam einen baskischen Tanz.
Nach einer Nacht in der Jugendherberge ging es für uns nach Bayonne. Bayonne ist für seine Street-Art berühmt. Deshalb haben wir in zwei Gruppen eine Street-Art-Tour durch einen kleinen Teil der Stadt gemacht. Dabei wurden uns ein paar interessante Fakten über die Künstler und ihre Fresken erzählt. Mittags haben wir dann im Lycée von Bayonne gegessen. Ein Lycée ist so ähnlich wie die Oberstufe eines Gymnasiums. Nach dem Essen hatten wir dann kurz Freizeit. Wir sind durch die kleinen Gassen gegangen und haben noch ein paar mehr Fresken gesehen. Danach sind wir zum Radiosender France bleu Pays Basque gefahren. Wir haben uns dort die Arbeit im Radio angeschaut. Uns hat es sehr überrascht, dass die Moderatoren sich immer die Texte vorschreiben und dass 60% der gespielten Lieder französisch sein müssen. Während die eine Gruppe im Radiostudio war, besichtigte die andere Gruppe eine Fahrradwerkstatt. Dort kann man sein Fahrrad selber reparieren, oder sein altes Fahrrad abgeben und so einen Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen leisten. Um 16:30 Uhr fuhren wir zurück nach Saint-Étienne-de-Baïgorry. Dort haben wir alle noch einen schönen letzten Abend mit unseren Gastfamilien verbracht.
Am nächsten Morgen ging es mit unserem Gepäck zum Collège. Wir wurden in 2 Gruppen eingeteilt und anfangs sollte jeder für sich einen kleinen Text darüber schreiben, welcher Tag für uns persönlich am besten war. Anschließend schrieben wir dann noch Texte über die Minen von Arditurri und über die Street- Art in Bayonne. Ca. eine halbe Stunde später gingen wir alle zum Mittagessen, um uns danach auf den Rückweg von Biarritz über Charleroi und Düsseldorf nach Emden zu machen, wo wir schließlich müde aber glücklich nachts gegen 02:00 Uhr ankamen.
(Chayma, Jule, Mia, Mia, Pia)