Max-Schülerin Lea Schneider verbringt momentan einen dreimonatigen Austauschaufenthalt in der Karibik und nimmt dort am Unterricht des Lycée de Bellevue teil. Noch bis Ende Januar bleibt Lea auf Martinique, doch bereits jetzt hat sie festgestellt, dass sich das Leben dort gerade zur Weihnachtszeit sehr von dem in Emden unterscheidet:
„Ja! Auf Martinique verbringt man die Weihnachtszeit ganz anders als in Deutschland. Es gibt nicht die traditionellen Adventssonntage, an denen man an vier Sonntagen jeweils eine Kerze anzündet und die meisten haben auch keinen Adventskalender oder feiern Nikolaus. Dafür gibt es aber ein anderes Fest. Man feiert „Chanté Nwel“. Das bedeutet übersetzt so viel wie „Weihnachtssingen“. Man kommt zusammen, um sich gemeinsam auf die Weihnachtszeit einzustimmen, indem man Weihnachtslieder singt und Spezialitäten der Insel isst, wie zum Beispiel Blutwurst, Pastete oder „Schrub“ (ein Cocktail mit Alkohol, Orangenschale und Zuckerrohrsirup), aber es gibt auch ganz traditionell Punsch, allerdings mit Kokosnussgeschmack. Jeder Gast bringt etwas mit, egal ob zu Essen oder zu Trinken und dann amüsieren sich alle beim gemeinsamen Singen und Essen. Allerdings wird nicht so gesungen wie bei uns, ohne Begleitung oder wenn mit Instrumenten, die für eine ruhige Atmosphäre sorgen, sondern mit Trommeln und anderen Instrumenten, die laut sind und Stimmung machen. Das bedeutet, dass in Zeit vor Weihnachten nicht alles ruhiger wird, weil das Jahr langsam zu Ende geht und man sich auf ein ruhiges Weihnachtsfest mit der Familie freut, sondern dass die Weihnachtszeit quasi nichts Besonderes ist und man sie so verbringt, wie jede andere Zeit im Jahr auch.
In der Zeit zwischen „Chanté Nwel“ und Weihnachten passiert erstmal nichts Besonderes mehr, aber man überreicht sich auch nicht schon an Heiligabend die Geschenke, sondern erst am 25.12., also am ersten Weihnachtstag, denn am 24.12. wird noch ganz normal gearbeitet. Am ersten Weihnachtstag isst man auch wieder ganz speziell und traditionell, wie in Deutschland zum Beispiel Pute. Auf Martinique isst man Straucherbsen, Jamswurzel, Brotfrucht und Schweineragout sowie französische Spezialitäten, zum Beispiel Stopfleber und Gugelhupf. Allerdings wird in jeder Familie anders gegessen und auch anders gefeiert, aber das in Deutschland ja auch so.
Es ist ein sehr komisches Gefühl, wenn man in der Kantine der Schule oder auch generell in der Stadt und in den Supermärkten die Weihnachtsdekoration und die Weihnachtsbäume sieht und im Hintergrund das Meer blau und grün leuchtet, die Sonne scheint und man sich einen Bikini und luftige Kleidung anzieht anstatt einer dicken Winterjacke, einem Schal, einer Mütze und Handschuhen. Nicht viele Menschen hier haben das Gefühl, dass bald Weihnachten ist, obwohl sie das natürlich gewohnt sind, das Weihnachtsfest in der Sonne zu feiern.“