Reyk Buurman, Svenja Burmester, Anneke Groeneveld und Stina Wrede fuhren in den Herbstferien nach Rumänien, um dort im Rahmen des Hilfsprojektes „Oase des Lebens e.V.“ Sachspenden zu übergeben. Anneke hat die Erlebnisse in einem eindrucksvollen Bericht zusammengefasst:
„Eine Woche Rumänien geht zu Ende. Eine Woche, die uns neue Erfahrungen, andere Weltanschauungen, aber auch eine Menge Spaß schenkte. Für Reyk, Svenja und mich ging es das erste Mal nach Rumänien, für Stina war es schon das dritte Mal. Organisiert wurde diese Fahrt von der Baptistengemeinde, die nun unter der Leitung von Peter Müller schon zum fünften Mal dort runter fuhr.
Seit mehreren Jahren ist die Organisation „Oase des Lebens“ in dem Romadorf Felnac aktiv und versucht den Menschen dort zu helfen. Unter den Menschen dort sind vor allem viele Kinder. Die freichristliche Gemeinde aus Emden beteiligt sich mit an diesem Projekt. Unsere Gruppe bestand aus 21 Leuten, darunter auch das erste Mal viele Kinder. Wir waren auf drei Autos aufgeteilt und machten uns am Samstag, den 17.10.15, früh morgens auf den Weg. Mit auf der Reise hatten wir zwei riesige Anhänger, gefüllt mit Sachspenden. Unser Ziel war es, die Sachspenden an die Menschen in Felnac zu verteilen. Nebenbei sollte eine Kinderbetreuung stattfinden.
Sonntagabend war es endlich soweit, nach einer Fahrt von knapp zwei Tagen, wobei wir die Nacht von Samstag auf Sonntag in einer Baptistengemeinde in Österreich verbrachten, waren wir endlich da. Untergekommen sind wir in der Gemeinde in Arad, welche die drittgrößte Stadt in Rumänien ist und nur 20 Minuten mit dem Auto von Felnac entfernt. Ein wenig müde, jedoch sehr gespannt auf den nächsten Tag fielen wir dann nach einem Willkommensessen in unsere Betten.
Am nächste Morgen war es dann endlich soweit. Was wird uns wohl in Felnac erwarten? Mit einem Kribbeln im Bauch vor Aufregung fuhren wir los. Als wir das Dorf Felnac erreichten, konnte man gut beobachten, dass, je weiter man fuhr, desto ärmer und maroder wurden die Häuser. Eine Straße gab es auch nicht. Sämtliche Kinder liefen herum und zeigten auf uns. Kaum waren wir aus dem Auto ausgestiegen, kamen schon die Ersten auf uns zu gerannt. Man ist am Anfang noch ein wenig überrumpelt mit der Situation, da man sie erst einmal realisieren muss. Doch die Kinder nahmen uns direkt an die Hand und rannten mit uns durch die Gegend. Man spürte sofort ihre Freude, dass wir endlich gekommen sind und es baute sich sofort eine vertrauliche Basis auf. Da außer zwei Kindern niemand von uns Rumänisch konnte, verständigten wir uns mit Händen und Füßen. Das war manchmal bei Missverständen sehr lustig, klappte jedoch im Großen und Ganzen super.
Das Ziel unseres Einsatzes in dem Dorf war nicht nur mit den Kindern Fußball zu spielen oder zu malen, sondern auch Sachspenden zu übergeben, damit sie den kalten Winter überstehen. Viele Kinder trugen bei unsere Ankunft noch Flipflops und liefen auf T-Shirt rum. Sie zitterten und sagten uns immer wieder „frig,frig“, das bedeutet auf Deutsch kalt. Am Liebsten hätte man ihnen sofort die Pullover und Schuhe aus dem Anhänger gegeben. Jedoch musste zuerst die Kleidung sortiert werden, was ein riesen Chaos ergab. Die Kinder die uns sortieren helfen wollten, bedienten sich schon an der Kleidung und liefen damit raus. Es tat einem im Herzen weh, nein zu sagen, dennoch sollte die Verteilung gerecht ablaufen.
Am Dienstagabend fand ein Gottesdienst in der Gemeinde in Felnac für die Menschen statt. Wir hatten einen rumänischen Missionar dabei, der seit 2 Jahren in Deutschland lebt und den Menschen in Felnac den Glauben an Gott nahebringen wollte. Der Augenblick, wo alle Kinder vorne in der Kirche saßen und zusammen sangen, ging einem unwahrscheinlich nah. In dem Moment wurde einem eine unglaubliche Verbundenheit deutlich, denn anders als wir waren die Menschen nicht. Im Gegenteil, sie strahlten, trotz ihrer armen Lebensumstände, sehr viel Liebe und Freude aus. Im Anschluss des Gottesdienstes verteilten wir Wunschzettel, worauf die Menschen bis zum nächsten Tag ihre Wünsche an Sachspenden (z.B Schuhe, Jacke, Mütze) notieren könnten. Am nächsten Tag ließen wir dann jeweils immer fünf Personen in die Kirche, die uns dann ihren Zettel gaben. Wir nahmen uns eine Tüte, gingen mit den Personen durch die Reihen und füllten die Tüten mit Kleidung für sie. Auf den einzelnen Bänken war die Kleidung (zumindest am Anfang) nach Größen und Geschlecht sortiert. Es gab auch eine Ecke mit sämtlichen Schuhen, wo sich einer von uns mit der Anprobe beschäftigt hat. Das ergab mit der Zeit ein großes Chaos, da draußen die Menschen es nicht abwarten konnten und vorm Tor warteten und sich beschwerten und sich dann anschließend drinnen nicht an die Regeln hielten (Jeder nur eine Tüte). Man muss sich dabei jedoch vor Augen halten, dass sie solch eine Situation noch nie miterlebt hatten und die Meisten in einer solchen Armut leben, dass sie nur an sich und ihr Wohl denken.
Selbstverständlich gab es aber auch bewegende Momente für mich. Zum Beispiel, einer alten Frau mit Badelatschen, ein festes Paar Winterschuhe anzuziehen. Auch wenn die Frau mich nicht verstand, nahm sie mich anschließend ganz fest in den Arm und lächelte mich an. Auch auf die frierenden Kinder, mit denen ich vorher gespielt habe, freute ich mich, um ihnen endlich einen warmen Pullover überzuziehen und ihnen eine Mütze aufzusetzen. Die Kinder spielten mit den Klamotten, tanzten und freuten sich riesig. Am letzten Tag haben wir dann gemeinsam mit den Kindern gebastelt und mit Luftballons gespielt. Die Jungs haben gemeinsam Fußball gespielt, zwischendurch wurde auch mal gesungen. Das Highlight des Tages war dann das gemeinsame Essen, und zwar Brot mit Ketchup und Wurst, bei den Kindern ein absoluter Renner. Anschließend wurden für jede Familie in dem Dorf Grundnahrungsmittel eingekauft und gegen Abend zum Abschied verteilt. Die Menschen haben sich sehr darüber gefreut, auch wenn es bei einer solchen Aktion nicht so harmonisch abläuft, wie man sich es vorstellt, ähnlich wie bei der Sachspendenverteilung.
Die ganzen Tage über haben uns die Kinder immer wieder mit in ihr „Haus“ genommen. Doch Haus, so wie sie es nannten, können wir lange nicht dazu sagen. Oftmals waren es nur Lehmhütten mit Folie überdeckt. Die Familien wiesen einen immer wieder darauf hin, dass ihr Dach nicht dicht wäre oder ihnen mehrere Betten fehlten. Ich fand es erstaunlich, dass die Menschen uns dennoch so offen in ihren Häusern begrüßten und oftmals sogar noch etwas zu trinken oder essen anboten, obwohl sie selbst kaum etwas haben. Häufig besitzen sie noch nicht mal eine Tür, sondern nur einen Vorhang. Man muss bedenken, dass es im Winter genauso kalt wird wie in Deutschland. Alles ist unwahrscheinlich dreckig, sie haben kaum die Möglichkeit irgendetwas abzuwaschen. Die Lebenssituationen die man dort erlebt, kann man sich gar nicht vorstellen. Gerade deshalb war es genau richtig mitzufahren.
Vorherig gezeigte Fotos beschrieben gut die Lage in der sich die Menschen dort befinden, doch die Situation in real zu erleben und mit den Menschen zu reden, zu spielen und zu lachen berührt einen noch viel mehr. Es weckt den Willen den Menschen unbedingt helfen zu wollen. Ich bin mir sicher, dass es nicht meine (unsere) letzte Reise dorthin war.“