Überall in Emden erinnern die kleinen Messingtafeln vor den Häusern an ihre ehemaligen Bewohner: Die Stolpersteine, das größte dezentrale Mahnmal der Welt, sorgen dafür, dass die Opfer des Faschismus nicht vergessen werden – eine Ehrung, die ihnen zu Lebzeiten nicht gewährt wurde. Immer wieder reisen deshalb Angehörige von weit entfernten Orten an, um den Verlegungen beizuwohnen. Umso ungewöhnlicher ist deshalb die Begegnung, die fünf Schülerinnen und Schüler am vergangenen Donnerstag hatten: Während der Pflege der letzten Stolpersteine der diesmaligen Putzroute öffnete eine Nachfahrin die Tür des Hauses, in dem die Brüder Gödecken einmal gelebt haben.
Auch sie gehörten zu den Opfern des Nationalsozialismus: Als Kommunisten wurden sie während des Dritten Reiches verfolgt und immer wieder inhaftiert. Der Älteste, Hinrich, starb am 3. Mai 1945 auf der Cap Arcona – fünf Tage vor Kriegsende. Diese Geschichte erzählte Hildegard Janssen den Max-Schülern: Die Enkelin Hinrich Gödeckens wohnt heute mit ihrem Mann Horst im Haus ihres Großvaters. Gemeinsam freuten sich die Janssens über die Putzaktion und lobten die regelmäßige Pflege der Stolpersteine direkt vor ihrem Haus: Mia Bredebusch, Silje Harders, Mareike Seewald, Renko und Rouven Miege kümmerten sich dieses Mal um die kleinen Gedenktafeln, die an vielen Stellen der Stadt auf die Emder Opfer aufmerksam machen – darunter auch die Familie Max Windmüllers. Anlässlich des Jahrestages der Reichspogromnacht polierten die Max-Schülerinnen und -Schülern zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus 50 Stolpersteine.
Im April folgt die nächste Reinigung – anlässlich des Todestages von Max Windmüller (21.4.1945) werden dann wieder Stolpersteine gereinigt.
Weitere Informationen über das Leben der Emderinnen und Emder, für die bislang Stolpersteine verlegt wurden, und über das Schicksal der Gödecken-Brüder finden sich hier: