Akribisch geplante Reise – sorgfältig improvisierter Bericht – die Berlinfahrt der Klasse 10d

Für viele von uns besonders beeindruckend war die oft noch nicht bekannte Darstellungsform des Impro(visations)theaters, bei dem mittels Puzzleteilen aus dem Publikum eine Rahmenhandlung zu einem unvorhersehbaren Schauspiel erwächst. Das ging bei der von uns besuchten Vorstellung trotz teils absurder Verwicklungen im  Happy-End auf, so wie die Klassenfahrt der 10d. Aber auch hier kein Wein ohne Wasser: (Fast) alle wären gerne noch mindestens das Wochenende in der Hauptstadt geblieben.

Die Entstehung dieses Berichts orientiert an dieser Theaterform, also jede(r) aus der Klasse hat kurz und knapp zu einem Tag etwas Besonderes, Bemerkenswertes oder Denkwürdiges während der Rückfahrt zu Papier gebracht, das vom Improvisationsteam zusammengesetzt und redigiert wurde. Der Anreise- und Abfahrttag fehlt jeweils.

Dienstag

Der erste volle Tag in Berlin stand unter keinen guten Vorzeichen: Die Wetterprognose war gelinde ausgedrückt mies und unsere Überpünktlichkeit bescherte uns eine Stunde Wartezeit vor den trostlosen Zweckbauten des MfS (Ministerium für Staatssicherheit), die dann aber doch erstaunlich schnell vorbei war. Nach freundlichem Empfang und schlichtem Getränk bekamen wir Methoden und Machenschaften der Behörde erklärt – bei solchen Schurkereien fing sogar der Himmel an zu weinen, von Schneeflocken blieben wir verschont – nur Team „Flocke“ überraschte beim bewegungsintensiven Onlinespiel zum Abschluss positiv.

Trotz der anstrengenden Tour vormittags haben alle den Geschichten der Stadtführerin von den Romanzen und Repressionen der preußischen Royals gelauscht und eine packende Raum- und Zeitreise durch Berlin erlebt. Und die Geschichte vom Ampelmännchen blieb hängen. Eine Gruppe hatte schon einen Vorgeschmack auf Mittwoch bekommen: Eine täuschend echte Streetart-Illusionstreppe foppte viele, aber nicht die 10d.

 

Mittwoch

Beim Besuch der Baustelle Bundesrat ging es planungsspielerisch um das Thema Cannabis-Legalisierung. Das Ergebnis zeugt von liberalem Verantwortungsbewusstsein: Freigabe erst ab 21 Jahre, aber keine Mengenbeschränkung. Und Achtung: Dort sind Regenschirmständer als Mülleimer getarnt!

Nachmittags stand multipler Input auf dem Programm: Coole Typen brachten uns am zum Sprayer’s Paradise umgewidmeten ehemaligen Bahnausbesserungswerk Street Art und Graffiti näher, und das auf Englisch. Und: Mens sana in corpore sano, die dabei zu Fuß zurückgelegte Strecke war sportlich.

Diesen Tag krönte der schmale Grat von Lachanfällen und (nach einer Meinung hier) Fremdscham: Improtheater mit Akteuren, die über sich und aus sich herauswuchsen und einer Story, die – entstanden aus Zwischenrufen vieler Zuschauer und sogar längeren Sprechpartien eines Emder Schülers – hier nicht wiedergegeben werden kann. Applaus, Applaus!

 

Donnerstag

Dank ortskundiger Führung umsichtiger Schüler und Schülerinnen erreichten wir den früher auf Stadtplänen getarnten und unauffindbaren Ort des Stasi-Untersuchungsgefängnisses Hohenschönhausen – und kamen auch wieder heraus bis zum Alexanderplatz. Die brutal-subtilen und fantasievollen Methoden, Geständnisse zu erpressen, schockieren noch heute. Der Abschluss der Programmpunkte war die Besichtigung des Bundestages.

Spannung und Witz des Referenten dort siegten über Müdigkeit, Höhe- und Schlusspunkt war die atemberaubende Aussicht von der Kuppel des Reichstagsgebäudes.

Dank an alle, die hier mitgewirkt haben, auch dafür, dass Dinge, die den Zusammenschreiber des Beitrags in Verlegenheit gebracht hätten, nicht auf dem Skript standen.

 

Im Stasi-Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen
Die 10d besuchte unsere Hauptstadt