Eine Unterschrift von großer Symbolkraft: Arie Windmiller hat sich in das Goldene Buch der Stadt Emden eingetragen. Anlässlich des 100. Geburtstages von Max Windmüller am 7.Februar 2020 hatte Oberbürgermeister Tim Kruithoff den Neffen des Namensgebers der Schule darum gebeten, dieses als Ehrengast im Rahmen eines Festempfanges zu signieren. In Gegenwart vieler besonderer Gäste, darunter Prof. Klaus Meyer-van Dettum, der in den 90er-Jahren maßgeblich an der Erforschung der Lebensgeschichte Max Windmüllers mitgewirkt hatte, würdigte Kruithoff im Rummel des Rathauses diese Geste als besonderes Ereignis: „Mit dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Emden wollen wir heute noch einmal besonders jenen gebürtigen Emder ehren, der sich beispielhaft und das eigene Leben aufs Spiel setzend in tiefdunkler – in schwärzester – Zeit und unter ständiger Bedrohung seines eigenen Lebens dafür eingesetzt hat, andere Menschenleben zu retten.“ Kruithoff hob hervor, dass das Gedenken an Max Windmüller besondere Bedeutung habe: „Die Erinnerung an Max Windmüller fordert uns auf, an jedem Tag dort Zivilcourage zu zeigen, wo die Würde und die körperliche und seelische Unversehrtheit eines jeden Menschen bedroht werden. Das sind wir – jenseits großer, ehrender Worte – Max Windmüller und seinem Andenken schuldig – alltägliche Zivilcourage. Und wir werden uns an unserem tatsächlichen täglichen Einsatz für die Würde und die Unversehrtheit eines jeden Menschen in unserer Stadt messen lassen müssen, ob wir uns in Emden seines Namens und seines Andenkens als würdig erweisen.“
Auch Kai Gembler hob angesichts der aktuellen Entwicklungen in Halle und Thüringen die Bedeutung des Namens Windmüllers für die Schule hervor: „Auch Max hat nie den Mut verloren. Noch kurz vor seiner Verhaftung schrieb er: „Jetzt regiert die Finsternis. Aber ein Tag wird kommen, an dem die Wolken verschwinden.“ Gembler verwies darauf, dass Arie Windmiller einmal gesagt habe, dass Max vielleicht Lehrer geworden wäre, hätte er dazu die Möglichkeit gehabt: „Dieses Lehrergen hast auch Du, lieber Arie: Immer wieder hast Du Emden besucht, um damit die Erinnerung wachzuhalten und auch in Israel sprichst Du deshalb über Max und Deine Familie.“
Eben dies tat Arie Windmiller auch nach seiner Eintragung ins Goldene Buch: Er erinnerte daran, dass nicht er, sondern Moritz Windmüller der erste Neffe von Max Windmüller gewesen sei. „Er hat nicht überlebt, sondern wurde 1943 als Baby in Auschwitz umgebracht.“ Sichtlich gerührt dankte er für die Einladung nach Emden und an das Gymnasium. Zur Erinnerung an diesen Tag überreichten ihm die Schülerinnen Mia Bredebusch, Malin Rehage, Laura Oldewurtel und Merit Klus zwei Fotografien der Mühlenstraße, dem ehemaligen Wohnort der Familie, bis sie Emden verlassen musste.
Auch Tswi Herschel, der ebenfalls als Ehrengast nach Emden gekommen war, bekam ein Geschenk: Nachdem Herschel erst im letzten Jahr im Rahmen seines ersten Besuches in Emden erfahren hatte, wo seine aus der Seehafenstadt stammende Großmutter gewohnt hatte, überreichten ihm Derya Aldemir und Louisa Franken nun ein Bild der Wallstraße 11, dem ehemaligen Haus der Familie. Herschel, der als verstecktes Kind den Holocaust überlebt hatte, hob die Bedeutung dieses Fotos für seine Biografie hervor: „Ich habe nun etwas mehr eine Idee, wo meine Familie herkommt.“