Im Juni 2023 hatten wir, Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen des Max-Windmüller-Gymnasiums, die Gelegenheit, im Rahmen eines Austauschprogramms den jüdischen Friedhof in Groningen zu besuchen. Dieser Ausflug war ein wichtiger Teil unserer Vorbereitung für die bevorstehende Stolperstein-Verlegung von Maurice Windmüller. Der Friedhof beeindruckte uns von Anfang an: Mit insgesamt 906 Grabsteinen ist er ein Ort von großer Bedeutung. Auffällig ist, dass alle Gräber nach Osten gerichtet sind, da Jerusalem in dieser Richtung liegt. Diese Ausrichtung unterstreicht die Verbundenheit mit der heiligen Stadt der Juden. Außerdem ist auch auffällig, dass sich die Symbole auf den Grabsteinen wiederholen, z. B. die beiden Hände, die sich häufig auf der oberen Hälfte des Grabsteins befinden. Max Kornblum erzählte uns, dass das Zeichen zwei segnende Hände darstellen sollen.
Ein bemerkenswerter Unterschied zu christlichen Friedhöfen war die Schlichtheit des jüdischen Friedhofs. Die Gräber sind in Reihen angeordnet und wirken auf den ersten Blick schlicht. Doch gerade diese Schlichtheit vermittelte eine starke Wirkung. Während unseres Besuchs trugen die männlichen Besucher eine Kopfbedeckung, zum Beispiel eine Kippa. Dies ist eine gängige Praxis im Judentum, um Respekt und Anerkennung gegenüber dem Ort und den Verstorbenen zum Ausdruck zu bringen.
Es fiel uns auch auf, dass anstelle von Blumen Steine auf den Gräbern lagen. Dieses Symbol hat im Judentum eine tiefgründige Bedeutung, da Steine im Gegensatz zu Blumen nicht verwelken, sondern für immer Bestand haben sollen. Diese Tradition verdeutlicht den Wunsch, dass die Erinnerung an die Verstorbenen und ihre Geschichte für alle Zeiten bewahrt werden soll.
Der Besuch auf dem jüdischen Friedhof gemeinsam mit den Angehörigen der Verstorbenen war eine besonders berührende Erfahrung. Unter den zahlreichen Grabsteinen gab es einen, der für uns von besonderem Interesse war – den von Maurice Windmüller. Dieser Grabstein dient nicht als Grabmal, sondern als Gedenkstein, denn da er wie seine Eltern Salomon und Ruth und seine Großmutter Jette in Auschwitz ermordet worden ist, gibt es kein richtiges Grab für die Familie. Stattdessen erinnert eine Platte auf dem Grab von Ruth Kornblums Bruder Heinz an die Ermordeten.
Der Besuch auf dem Friedhof hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, die Geschichte und Kultur anderer Menschen zu respektieren und zu bewahren. Durch den Kontakt mit Angehörigen der Verstorbenen konnten wir eine persönliche Verbindung zu Maurice Windmüller und der jüdischen Gemeinschaft herstellen. Dieser Besuch hat uns dazu ermutigt, uns intensiver mit der Thematik des Holocaust auseinanderzusetzen und unsere Verantwortung als junge Generation wahrzunehmen, um sicherzustellen, dass sich solche schrecklichen Ereignisse niemals wiederholen. Durch den Kontakt mit den Angehörigen haben wir eine neue Perspektive auf das Thema erhalten.
Tammo Petersen und Finn Aschhoff (Jg. 9)
Auf den Spuren von Maurice Windmüller – Besuch der Gedenkstätte Westerbork