Selten hatte das Max-Windmüller-Gymnasium einen prominenteren Gast: Im Juni 2017 besuchte Denis Goldberg das Gymnasium und die Neue Kirche, um aus seinem Leben und über seinen Kampf für Freiheit und Menschenrechte zu berichten. Als einziger Weißer wurde er 1963/64 während des sogenannten Rivonia-Prozesses für seine Taten im Kampf gegen das brutale Regime der südafrikanischen Apartheid-Regierung zu lebenslanger Haft verurteilt. Schon früh hatte Goldberg erkannt, dass das System der Rassentrennung ein Verbrechen ist und begonnen sich zur Wehr zu setzen, bis er schließlich in Pretoria vor Gericht gestellt wurde- neben weiteren Angeklagten wie Walter Sisulu, Ahmed Kathrada und dem späteren Staatspräsidenten und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela.
Alle gemeinsam erwarteten angesichts des unbarmherzigen Kampfes der Regierung gegen ihre Gegner die Todesstrafe. Doch statt dieser verhängte das Gericht, wohl auch angesichts der Furcht vor einer Eskalation der Gewalt, lebenslange Haftstrafen für die sogenannten Verschwörer. Während Mandela und alle weiteren schwarzen Verurteilten auf die Gefängnisinsel Robben Island geschickt wurden, sperrte man Goldberg in Pretoria ein, denn die Rassentrennung galt selbst in der Haft.
Dort verbrachte Goldberg 22 Jahre, bis er 1985 angesichts des zunehmenden Drucks auf das rassistische Regime freigelassen wurde. Er ging zunächst nach Israel und später nach London. Dort kämpfte er im Exil gegen die Apartheid-Regierung und vertrat die Interessen der unterdrückten schwarzen Mehrheitsbevölkerung vor den Vereinten Nationen in New York.
Nach dem Ende der Rassentrennung blieb Goldberg zunächst in Großbritannien, bevor er 2002 nach Südafrika zurückkehrte. Nach einer kurzen Beratertätigkeit für die Regierung engagierte er sich für den Aufbau und die Entwicklung einer neuen südafrikanischen Gesellschaft. Zudem berichtete Denis Goldberg während unzähliger Vortragsreisen unermüdlich aus seinem Leben, um für Menschenrechte, Gleichberechtigung und Freiheit zu werben. 2017 kam Goldberg das letzte Mal nach Europa: Bereits bei seinem Besuch am Max litt er unter gesundheitlichen Problemen, deren Ursache Lungenkrebs war, wie wenig später diagnostiziert wurde. Trotz dieser schweren Erkrankung gab er nicht auf und kämpfte weiter. Auch dem Max blieb er aus der Ferne verbunden: Im Dezember 2019 sendete er anlässlich der Ernennung zur UNESCO-Projektschule eine Video-Grußbotschaft, in der er dem Gymnasium gratulierte.
Besonders am Herzen lagen ihm bis zum Schluss junge Menschen: Mit dem Ziel, durch Kunst, Musik und Literatur die Situation für arme Kinder und Jugendliche in seiner Heimatgemeinde Hout Bay bei Kapstadt zu verbessern, gründete er eine Stiftung zur Errichtung eines „House of Hope“, das in diesem Jahr eröffnet werden soll.
Denis Goldberg starb am 29. April 2020 kurz vor Mitternacht im Alter von 87 Jahren.