An diese besondere Dokumentation können sich Filmfestbesucher des Jahres 2018 noch gut erinnern: „Der letzte Jolly Boy“, ein Film des Rheiderländer Regisseurs Hans-Erich Viet, thematisiert das Leben Leon Schwarzbaums, eines Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz, auf ungewöhnliche Weise. Im Stile eines Roadmovies erzählt Viet beim Besuch diverser Stationen das Leben eines Mannes, der in den letzten Jahren seines Lebens noch bundesweite Aufmerksamkeit erlangte. Denn im Prozess gegen den früheren SS-Mann Reinhold Hanning trat Schwarzbaum als Nebenkläger auf. Mit damals 95 Jahren stand er noch einmal einem der Wachmänner gegenüber, die in Auschwitz am Massenmord beteiligt waren und beschwor diesen, sein Schweigen zu brechen: „Herr Hanning, wir sind fast gleich alt. Bald stehen wir vor unserem höchsten Richter. Sprechen Sie darüber, was sie erlebt haben!“
Ohne Erfolg: Hanning schwieg weiter – im Gegensatz zu Leon Schwarzbaum, der in zahlreiche Talkshows eingeladen wurde und von seinem Leben erzählte. Auch in Emden gehörte der zurückhaltende ältere Herr zu den ganz großen Stars: Vor ausverkauftem Haus wurde Schwarzbaum bei der Premiere von „Der letzte Jolly Boy“ von den Zuschauern genauso mit stehenden Ovationen bedacht, wie bei der Preisverleihung, als der Film mit dem DGB-Filmpreis ausgezeichnet wurde. Zwischendrin trug sich der damals 97-Jährige auch noch in das Goldene Buch der Stadt Emden ein – ein bemerkenswertes Programm für einen Mann, der lange Zeit nicht gehört wurde.
Aus Anlass des bevorstehenden 100. Geburtstags des Holocaust-Überlebenden Leon Schwarzbaum und des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ist der Dokumentarfilm „Der letzte Jolly Boy“ nun für kurze Zeit auf kostenfrei auf vimeo zu sehen. Hier der Link zum Film: Der letzte Jolly Boy
Um den Film sehen zu können, ist das Passwort nötig, das noch bis zum 1 Februar 2021 gültig ist: 90F5MGWnN1Rz.