KTMA und 10b in Westerbork – Amely berichtet

 

Kurz vor den Ferien machte sich eine Gruppe des Projektes „Keep the Memory Alive“ sowie die Klasse 10b auf den Weg nach Westerbork, um das dortige ehemalige Durchgangslager zu besuchen. In Kooperation mit der Volkshochschule Emden und der Max-Windmüller-Gesellschaft besichtigte die Gruppe zunächst die Ausstellung, bevor es weiter zum ehemaligen Lagergelände ging. Die Exkursion bot eindrucksvolle Einblicke in ein wichtiges Kapitel der Geschichte.

Von dieser Fahrt berichtet Amely Wellbrock aus der 10b:

Die Villa des Lagerkommandeur Gemmeker im Hintergrund steht auch heute noch am Eingang des ehemaligen Lagers.

Vor Kurzem unternahmen wir einen kleinen Schulausflug in das Camp Westerbork in den Niederlanden. Das ehemalige Durchgangslager spielte während des Zweiten Weltkriegs eine wichtige Rolle, da von dort aus viele Jüdinnen und Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden.

 

Einführung in die Geschichte des Lagers über das Schicksal von Ruth Nussbaum, einer Emderin und Kusine Max Windmüllers.

Zu Beginn unseres Besuchs bekamen wir eine Einführung durch eine Präsentation, in der uns die Geschichte des Camps erklärt wurde. Anschließend sahen wir einen kurzen Film mit Originalaufnahmen aus der damaligen Zeit. Diese Bilder gaben uns einen ersten Eindruck davon, wie das Leben im Lager aussah. Danach hatten wir noch etwas Zeit, um uns die Ausstellung im Museum anzusehen.

Im Anschluss fuhren wir mit dem Bus zum eigentlichen Gelände des ehemaligen Camps. Dort machten wir an mehreren Orten Halt, um mehr über das Leben und die Geschichte des Ortes zu erfahren. Zuerst standen wir vor dem ehemaligen Gebäude, in dem sich die Menschen bei ihrer Ankunft „anmelden“ mussten. Uns wurde erklärt, wie geordnet die Abläufe damals waren. Danach sahen wir einen Originalen Deportationswagen, mit dem die Gefangenen in die Vernichtungslager gebracht wurden. Wir erfuhren, dass sie dort oft mehrere Tage auf engstem Raum ohne ausreichend Luft, Wasser oder Nahrung leben mussten.

Symbol für die Deportationen aus Westerbork – ein Waggon, mit dem die Lagerinsasssen deportiert wurden.

Besonders berührend war der nächste Ort, denn an diesem waren viele kleine Steine, die an die über 100.000 Menschen erinnern, die aus Westerbork deportiert wurden. Jeder Stein steht für eine Person. Die unterschiedlichen Höhen der Steine symbolisieren das Alter, in dem die Menschen gestorben sind – höhere Steine für Erwachsene, niedrigere für Kinder. Der Untergrund bildet eine Karte, auf der die Niederlande und Teile Deutschlands zu erkennen sind.

Anschließend besuchten wir eine der wenigen noch erhaltenen Baracken. Hier mussten die Menschen früher beispielsweise Flugzeugteile reparieren. Es war beeindruckend und bedrückend zugleich, diesen Ort zu sehen, an dem die Gefangenen trotz der harten Bedingungen gezwungen waren zu arbeiten.

Mahnmal für die Ermordeten.

Zum Abschluss unseres Rundgangs besuchten wir das Denkmal des Camps. Es besteht aus drei symbolischen Teilen: einer Eisenbahnschiene, die am Ende abbricht, sie steht dafür dass, keine Deportationen mehr stattfinden. Darunter befinden sich 97 Holzplanken, die die 97 Züge darstellen, die von Westerbork aus in die Lager fuhren. Umrandet ist das Denkmal von weißen Steinen, die für die Zuschauer stehen. Denn neben Täter und Opfer gibt es in jeder Situation auch Menschen, die zuschauen und nichts tun.

Besonders interessant fand ich , dass das Lager Westerbork früher fast wie eine kleine Stadt aufgebaut war. Es gab verschiedene Gebäude, Werkstätten, ein Krankenhaus und sogar eine Schule. Im Vergleich zu anderen Lagern herrschten hier etwas bessere Bedingungen, und viele der niederländischen Wachen zeigten mehr Empathie und waren freundlicher zu den Gefangenen. Trotzdem blieb Westerbork ein Ort des Leids, da die meisten Menschen von hier aus in die Vernichtungslager deportiert wurden.

Der Besuch im Camp Westerbork war sehr eindrucksvoll und bewegend. Er hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, die Geschichte zu kennen und sich daran zu erinnern, damit sich so etwas nie wieder wiederholt.

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