Elf beeindruckende Tage liegen hinter den Teilnehmer:innen von „Keep the memory alive!“: Nach dem Besuch ihrer Austauschpartner in Emden im Mai reisten die insgesamt zehn Max-Schüler:innen der Jahrgänge 11-13 mit ihren Lehrern Kai Gembler und Jochen Scheuermann nach Israel, um dort vom 8. – 19.6.2022 die inzwischen bald zweijährige Projektarbeit mit ihren Partnern von der dortigen Democratic School fortzusetzen. Die Schule ist in Modi’in beheimatet, einer knapp 100.000 Einwohner zählenden Stadt zwischen Tel Aviv und Jerusalem, die erst 1996 gegründet worden ist und zu den modernsten Städten des Landes gehört. Eine Woche waren die Emder:innen dort bei ihren Austauschpartnern zu Hause und erlebten die Gastfreundschaft ihrer Familien.
Beinahe zwei Jahre haben die Teilnehmer:innen des Projektes bereits miteinander gearbeitet. Allerdings fand die Kommunikation bislang nur virtuell statt, denn der von Anfang an geplante Austausch musste pandemiebedingt viermal verschoben werden. Insofern stellte die Reise einen lang erwarteten Abschluss dieser Projektarbeit dar.
Ganz im Sinne des Projektes drehte sich auch in Israel vieles um die Frage, wie die Erinnerung an den Holocaust in die Zukunft getragen werden kann. So besuchte die deutsch-israelische Gruppe die 91jährige Holocaust-Überlebende Eva Erben, die den Schüler:innen in ihrem Garten in Aschkelon von ihrer Gefangenschaft in den Konzentrationslagern Theresienstadt und Auschwitz berichtete. Während eines Todesmarsches konnte Eva 1945 fliehen, lief dann aber deutschen Soldaten in die Hände, die nicht glaubten, dass das Mädchen überleben würde. „Schade um die Kugel, lass sie doch laufen, die krepiert von allein!“ – diese Worte eines der Soldaten bedeuteten die Rettung der damals Vierzehnjährigen, die heute stolze Groß- und Urgroßmutter ist.
Zu den vielen Programmpunkten zählte auch eine ganz besondere Einladung: Anlässlich des 75. Jahrestages der Ankunft der „Exodus“ fand im Kibbutz Gan Shmuel eine große Gala statt, bei der an die Passagiere des Flüchtlingsschiffes erinnert wurde. Knapp 4500 Menschen versuchten damals erfolglos auf dem hoffnungslos überfüllten Kahn in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina einzuwandern. Stattdessen wurden die Überlebenden des Holocaust zurück nach Deutschland geschickt, wo sie von Herbst 1947 bis Mitte 1948 u.a. auch in Emden untergebracht waren. Eine besonders bewegende Veranstaltung, bei der es auch das eine oder andere Wiedersehen mit Überlebenden des Schiffes gab, die zuletzt 2019 in der Seehafenstadt zu Gast waren.
Im Rahmen des Programmes lernten die Max-Schüler auch andere Seiten des Landes kennen: Während eines Ausflug in die Wüste gab es eine nächtliche Wanderung bei Vollmond und am Folgetag einen atemberaubenden Blick in das Tal von Machtesch Ramon, einem gewaltigen Krater im Negev.
Insgesamt eine Woche verbrachten die Schüler:innen bei ihren Partnern, bevor die Emder angesichts des Schuljahresendes in Israel den letzten Teil der Reise allein antraten. Neben der Erkundung der vor Geschichte überbordenden Altstadt Jerusalems und dem Toten Meer stand hier vor allem ein Besuch in Yad Vashem auf dem Programm, bei dem die Gruppe einen guten Bekannten wiedertraf: Tswi Herschel begleitete die Max-Gruppe gemeinsam mit seiner Tochter Natali und seiner Enkelin Jessica durch das Museum der Erinnerungs- und Forschungsstätte, mit der das Max seit 2017 kooperiert. Eine besondere Ehre und ein besonderer Abschluss der Arbeit von Keep the memory alive!: Im Tal der Gemeinden, einem riesigen Monument, das an die während des Hoolocaust zerstörten europäischen Gemeinden erinnert, resümierten die Teilnehmer:innen die vergangene Projektarbeit. Tswi und Natali, mit denen die Schüler:innen bereits im Herbst 2021 in den Niederlanden gemeinsam auf den Spuren der Familie Herschel unterwegs waren, gaben einen Ausblick in die Zukunft: „Ihr seid Botschafter: Ihr tragt die Erinnerung in die Zukunft!“
Nach einem Besuch in Tel Aviv verließen die Max-Schüler:innen Israel mit einer großen Zahl von Eindrücken und Erlebnissen, auf die auch künftige Schüler:innen hoffen dürfen: Sowohl die Democratic School als auch das Max-Windmüller-Gymnasium möchten den Austausch fortsetzen.
Das Projekt „Keep The Memory Alive!“ findet im Rahmen des Programms JUGEND erinnert statt und wird durch die Stiftung EVZ und das Auswärtige Amt gefördert