„Scheitern gehört zum Naturschutz dazu“ – Prof. Hubert Weiger weiß, wovon er spricht: Als Gründungsmitglied des BUND, des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Deutschland, ist Weiger seit 50 Jahren im Kampf für eine intakte Umwelt aktiv, obwohl er sich am Begriff stört. „Mitweltschutz müsste es heißen, nicht Umweltschutz. Es geht um uns!“
In Kooperation mit der Hochschule Emden/Leer besuchte Weiger das Max-Windmüller-Gymnasium, um mit Mitgliedern des Klimarates über die politische Arbeit für den Klimaschutz zu sprechen. Weiger zeigte sich sehr beeindruckt von den bisherigen Erfolgen der Klimaräte und ermutigte dazu, weiterhin engagiert zu bleiben. Parteien seien nie die Initiatoren von Transformationsprozessen; vielmehr würden diese von der Zivilgesellschaft, also von den Bürgern, angestoßen, so Weiger. Gerade deshalb seien Verbände und Organisationen wie der BUND so wichtig. Besonders beeindruckt zeigte sich der BUND-Ehrenvorsitzende davon, dass der Klimarat bereits seit 2018 erfolgreich arbeitet – keine Selbstverständlichkeit, denn Umweltschutz erfordere viel Durchhaltevermögen.
So habe die Fridays-For-Future-Bewegung inzwischen kaum noch Bedeutung. Nach Meinung der Politik liege das daran, dass sich die Werte der Jugendlichen verschoben hätten. Prof. Weiger hingegen sieht das anders: Er glaubt, dass die Bewegung angesichts der Widerstände an Schwung verloren habe, nicht zuletzt, weil berechtigte Anliegen der Jugendlichen lächerlich gemacht wurden.
Wie wichtig der Klimaschutz ist, werde am Beispiel Chinas deutlich: „China handelt, weil die großen Millionenstädte nur knapp über dem Meeresspiegel liegen.“ Dessen Anstieg werde bei weiterhin steigenden Durchschnittstemperaturen auch zu einem weiteren Abschmelzen der Himalaya-Gletscher führen und damit zu Überflutungen durch Flüsse. „Das weiß China“, so Weiger: „Kein Land forstet mehr auf als China.“
Ein Problem beim Klimaschutz sei, dass Zusammenhänge nicht ausreichend verdeutlicht würden. So habe die Flutkatastrophe im Ahrtal Schäden in Höhe von 40 Milliarden Euro verursacht – eine Summe, die auch für den Kohleausstieg in Deutschland ausgegeben werde. „Schäden zu beseitigen, ist teurer als diese zu vermeiden.“ Als weiteres Beispiel nannte Weiger den Harz und andere Mittelgebirge, deren Wälder in einem sehr schlechten Zustand seien. „Diese Krise ist hausgemacht und war vorher absehbar“, so der promovierte Forstwirt. Neunzig Minuten tauschte sich Weiger mit dem Klimarat aus und ermutigte dazu, auch bei Niederlagen und Misserfolgen nicht aufzugeben, selbst wenn man manchmal am liebsten aufgeben würde. Natürlich gehöre auch Zuversicht dazu – „Naturschutz würde ich Pessimisten nicht empfehlen“ – und manchmal helfe es, sich mit Mitstreitern zu ärgern oder zu trauern.
Zu seinen größten Niederlagen seiner Arbeit zählte der Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals, mit dem trotz aller Widerstände eine Verbindung zwischen Nordsee und Schwarzem Meer geschaffen wurde. Dafür waren gewaltige Schleusenbauten nötig, um die großen Höhenunterschiede zu überwinden, was mit einer entsprechenden Zerstörung der Natur einherging. Doch dieses Negativbeispiel sorgte an anderer Stelle für die Rettung von Naturräumen, und zwar in Südkorea: Dort bewirkte eine Fernsehreportage über Weigers Kampf gegen den Kanal die Beendigung der Pläne für einen Kanal quer durch das Land.
Es lohnt sich also letztlich, für den Umweltschutz aktiv zu sein, und so rief Weiger den Klimarat auf, sich auch weiterhin zu engagieren: „Ihr seid Teil der Zivilgesellschaft!“