Ein gelungener Auftakt: Erstmals ist eine gemeinsame Delegation von zwölf Max- und drei BBS II-Schülern nach Israel gereist. Acht Tage hat die von Kai Gembler und Gero Conring begleitete Gruppe das Land erkundet und dabei vielfältige Eindrücke gesammelt: So standen neben der Altstadt von Jerusalem auch die legendäre Festung Masada, der Schrein des Bab und die weiße Stadt in Tel Aviv auf dem Programm – allesamt UNESCO-Weltkulturerbestätten.
Den Anlass für die Reise bildete eine Einladung zu einem Festakt anlässlich der Ankunft der Exodus: Vor 70 Jahren erreichte das damals mit etwa 4500 jüdischen Passagieren vollkommen überbelegte Schiff den Hafen von Haifa. Dort wurde den heimatlosen Flüchtlingen und KZ-Überlebenden jedoch von der britischen Mandatsmacht die Einreise verweigert. Stattdessen wurden sie auf drei Schiffe verteilt und nach Deutschland geschickt – letztlich auch nach Emden. Knapp 2500 Menschen lebten etwa neun Monate in der unzerstörten Kaserne, bis sie in den zwischenzeitlich gegründeten Staat Israel ausreisen konnten. Im vergangenen Jahr wurde dort unter Mitwirkung des Max und der BBS II eine Gedenktafel enthüllt, die an diese für Israel besondere Episode der Weltgeschichte erinnert, hatte sie doch damals für weltweite Empörung gesorgt.
Zu diesem Anlass waren auch Zippy Portnoy, die als Baby im Emder Lager gelebt hatte, und Isaac Rozman, dessen Vater als einer der Anführer unter den Flüchtlingen galt, nach Emden gekommen. Beide hatten damals die Max- und BBS II-Schüler nach Haifa eingeladen, um an einem Festakt zur Erinnerung an die Exodus-Ankunft teilzunehmen.
„Die Reise hat sich gelohnt!“ – so die von der Veranstaltung beeindruckten Schülerinnen und Schüler: Über 1000 Gäste – vorwiegend Passagiere der Exodus und deren Nachfahren, hatten sich im Auditorium der Stadt versammelt, um an die Irrfahrt des Flüchtlingsschiffes zu erinnern. Dort wurden die Emder von Yona Yahav empfangen, dem Bürgermeister von Haifa, der ebenfalls eine persönliche Beziehung zur Exodus hat: „Meine Schwiegermutter war auf dem Schiff“, erzählte Yahav. Deshalb freue er sich besonders, dass eine Schülergruppe aus Emden diesem besonderen Ereignis beiwohne. Nicht nur er freute sich: Immer wieder wurden die jungen Gäste von Überlebenden angesprochen und herzlich begrüßt.
Die Geschichte der Exodus wurde auch beim Besuch in Yad Vashem thematisiert: Beim ersten Besuch seit Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen Max, BBS II und der zentralen Holocaust-Gedenk- und Forschungsstätte im Mai 2017 nahmen die Schülerinnen und Schüler an einem ganztägigen Studientag teil. „Yad Vashem hat dieses Seminar speziell auf uns zugeschnitten“, so Conring: Immer wieder sei an entsprechender Stelle auf die Geschichte Emdens und die der Exodus verwiesen worden. Unter anderem auch im Tal der Gemeinden, einem riesigen Monument, das an die jüdischen Gemeinden in ganz Europa vor dem Holocaust erinnert, darunter auch Emden.
Zur Emder Gemeinde gehörte einst auch Auguste Moses-Nussbaum, die am 19.9.2017 ihren 94. Geburtstag feiern wird: Die Cousine des berühmten Malers Felix Nussbaum gehört zu den letzten noch lebenden Verwandten Max Windmüllers. „Natürlich kann ich mich noch an Max erinnern“, sagte Gustel Nussbaum zu der Schülergruppe, die sie in ihrem heutigen Wohnsitz in Kfar Sabar besuchte. Wie gut ihr Gedächtnis noch funktioniert, wurde immer wieder deutlich: Lebhaft erzählte sie vom alten Emden, ihrer Flucht und der Überführung der Bilder Felix Nussbaums nach Osnabrück. „Dieser Besuch war ein besonderer Höhepunkt der Reise“, so Kai Gembler. Sie sei eine letzten beiden noch lebenden Emder Jüdinnen und habe zudem Max Windmüller persönlich gekannt. „Eine sehr berührende Begegnung, die für die Schülerinnen und Schüler besonders beeindruckend war.“
Gembler und Conring blicken nach der überaus erfolgreichen Fahrt, die von der Axel-Springer-Stiftung, den Lions-Freunden Emden e.V., der Erwin-Petrikewitz-Stiftung und der Stadt Emden unterstützt wurde, optimistisch in die Zukunft: „Die gemeinsame Kooperation beider Schulen mit Yad Vashem hat sich bewährt. Wir wollen unsere Kontakte nach Israel fortführen und ausbauen.“
Fotos: Tobias Bruns