Eigentlich werden Austausche mit Partnerschulen im Ausland ja unternommen, um Vorurteile abzubauen und vermeintliche Stereotypen aus den Köpfen zu bekommen: Mit unserem Ozorkow-Austausch vom 10. – 16.03. 2019 war es wieder einmal etwas anders, die Erwartungen an die sprichwörtliche polnische Gastfreundschaft sind erneut nicht nur bestätigt, sondern übertroffen worden, angefangen von der Verpflegung in den Gastfamilien bis hin zu dem äußerst abwechslungsreichen und spannenden Programm, das uns geboten wurde.
Höhepunkt war sicherlich die Exkursion nach Warschau in strahlendem Sonnenschein (und mit eisigem Wind). Dort haben wir das Museum Frederic Chopin besucht, wie die Fürsten und Könige standesgemäß im Schloss getafelt und tapfer bei der ausführlichen und informativen Stadtführung der Kälte getrotzt – ein toller Tag mit viel Kultur.
Aber auch in Ozorkow haben wir einige offizielle Termine gehabt: Besuch bei der Schulleiterin der Szkoła Podstawowa nr 2 im. św. Jana Pawła II, Empfang beim Bürgermeister mit der Übergabe von Präsentbeuteln für jeden einzelnen Gast, Stadtrundgang mit dem wie immer ebenso freundlichen wie sachkundigen Archivar mit Besuch im Palais der ehemaligen Textildynastie Schlösser. Dort ließen es sich drei der Gäste nicht nehmen, das Klavier dort auszuprobieren.
Spiel und Spaß sind auch nicht zu kurz gekommen: Kunst- und Werkworkshop und Lebendschach im Zentrum für Menschen mit Behinderung in Ozorkow, gemeinsames Pizza-Essen samt Disco mit vollem Magen im Anschluss, Tanzen vor der X-Box im Klassenraum und interkultureller Austausch sowie Freizeit mit den gastgebenden Familien standen ebenso auf dem Programm wie ein weltmeisterlich professionell angeleiteter Selbstverteidigungskurs. Natürlich wurden auch Eindrücke aus Schulleben (u. a. Gedenkfeier zum Widerstand gegen den Stalinismus) und Unterricht mitgenommen.
Den Abschluss stellte die Vorführung der Vorabfassung des Films „Gegen das Vergessen“ vom Bremer Filmemacher Ulrich Scholz im Centrum Dialogu in Lodz dar. Dieser dokumentiert die Zusammenarbeit dem Polytechnischen Lyzeum in Lodz mit der BBS II Emden bei der Spurensuche der 1941 nach Lodz deportierten Emder Juden in eindrücklicher Weise und eröffnete die Wochen der deutschen Sprache, die vom polnischen Deutschlehrerverband organisiert wird. Anschließend gab es Gelegenheit zum Stadtbummel in Lodz, u. a. auf einer der längsten Einkaufsstraßen Europas, der Piotrkowska.
Nach all diesen gemeinsamen Erlebnissen fiel der Abschied nicht leicht, viele Augen waren Feucht, das hat nicht nur an dem kalten Wind gelegen…
Und: Bilder sagen mehr als 1000 Worte, aber die wenigen hier lassen nur erahnen, wie toll es wirklich war. Danke und auf Wiedersehen Ozorkow!