Am zweiten Tag sind wir nach dem Frühstück mit dem Bus zum Durchgangslager Westerbork gefahren. Bevor wir in das Kamp gefahren sind, haben wir einen Film über Westerbork angesehen, welcher alte Aufnahmen aus der damaligen Zeit zeigt. Anschließend wurden wir mit einem Bus zur Gedenkstätte gebracht, wo wir von einer freundlichen Frau eine Rundführung und Einblicke in das Leben in Westerbork bekamen.
Uns wurde das noch erhaltene Haus des Kommandanten Gemmeker gezeigt, welches heute der Sicherheit halber von einem Glaskasten geschützt wird, da es einsturzgefährdet ist. Anschließend sind wir über das ehemalige Lagergelände gelaufen, wo uns der Standort der damaligen Baracken und des Waisenheim gezeigt wurde. Kinder ohne Eltern wurden dort von jungen Frauen ab 14 Jahren betreut.
Das Camp war wie ein normales Dorf aufgebaut, es gab Arbeitsplätze, Schulen, Sportplätze und sogar ein Krankenhaus. Der damalige Kommandant Gemmeker hatte zum Ende des Krieges aus dem Durchgangslager ein Arbeitslager gemacht, um nicht in den Osten versetzt zu werden. Um die Bedeutung des Erhaltes von Westerbork zu zeigen, ließ Gemmeker den oben bereits erwähnten Film von einem jüdischen Häftling anfertigen. Die Aufnahmen aus Westerbork sind deshalb die einzigen aus einem Lager. Die Aufnahmen des Häftlings wurden erst als Propaganda verwendet. Nach seiner Festnahme nach dem Krieg bezeichnete Gemmeker die Aufnahmen als reines Anschauungsmaterial.
Während unserer Führung im Kamp haben wir ein Denkmal mit einer Strecke aus Bahnschienen besucht, welche an die schreckliche Fahrt in Viehwaggons zu Konzentrationslagern wie Ausschwitz erinnert.
An einem weiteren Denkmal, bei dem für jeden einzelnen Menschen, der hier einmal leben musste, ein Stein in den Boden eingesetzt wurde, haben Arie Windmüller, seine Frau Shosh und Claudio Simon- Windmüller Bilder von der Familie Windmüller, die ebenfalls nach Westerbork deportiert wurde, aufgestellt: Fotografien von Arie Windmüllers Großmutter Jette Windmüller, seinem Onkel Salomon, seiner Tante Ruth Windmüller-Kornblum und seinem Cousin Maurice Windmüller. Für seine Familie sprach Arie das Kaddisch und wir legten zum Gedenken Steine zu den Bildern.
In diesem Moment war es sehr ruhig und man konnte eine eher traurige Atmosphäre spüren, in der alle Anwesenden nochmals in sich gegangen ist, um diese Emotionen zu verarbeiten.
Nach einem gemeinsamen Foto vor einem der Waggons, in denen bis zu 80 Menschen gleichzeitig aus Westerbork nach Auschwitz deportiert wurden, haben wir uns im Museum der Gedenkstätte umgesehen, während Arie und Shosh Windmüller durch das Archiv geführt wurden. Im Anschluss daran endete unsere Reise auf den Spuren der Familie Windmüller mit der gemeinsamen Rückfahrt nach Emden.
Lillie Rathert, Chayma Toubal, Inga Meiser und Larissa Priebe (Jg.10)