Als am 30. Januar 1933 endlich die Kinder- und Jugend-Alijah gegründet worden war, muss Recha Freier ein Stein vom Herzen gefallen sein: Lange hatte sie dafür gekämpft, jüdische Mädchen und Jungen nach Palästina zu bringen, um sie vor dem zunehmenden Antisemitismus in Sicherheit zu bringen. Immer wieder musste sie Widerstände und Zweifel überwinden, um schließlich die Organisation gründen zu können, mithilfe derer ausreisewillige Kinder und Jugendliche auf ein Leben in den jüdischen Kibbuzim vorbereitet wurden. Die gebürtige Norderin arbeitete unermüdlich und so gelang es ihr, dass bis 1941 Tausende durch ihr Wirken den Holocaust überleben konnten.
Ein bemerkenswertes Leben, das Christine Schmidt von der Ländlichen Akademie Krummhörn bereits im vergangenen Jahr auf die Bühne gebracht hat: Unter anderem in Norden, Emden, Aurich und Leer war das Stück zu sehen und bereits damals gab es Überlegungen, damit auch in Berlin aufzutreten, der späteren Wirkungsstätte Recha Freiers. Nun hat es endlich geklappt: Auf Initiative des Bundestagsabgeordneten Johann Saathoff und der niedersächsischen Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, Birgit Honé, spielte das LAK-Ensemble am 5.11.2018 in der Bundeshauptstadt vor vollbesetzten Rängen in der Niedersächsischen Landesvertretung. Mit dabei waren auch die Elfklässler Anna Tholen, Jennifer Nguyen, Mareike Seewald, Rouven Miege und Simon Schirdewan: Bereits 2017 standen sie, damals noch als Neuntklässler, mit auf der Bühne. Nach diversen neuen Proben-Terminen waren auch sie am Montagmorgen mit einem Tross von LAK-Mitgliedern in Begleitung ihres Lehrers Kai Gembler nach Berlin gereist, um dort am Abend vor besonderen Gästen aufzutreten: Neben Lea Rosh, der Initiatorin des Holocaust-Mahnmals, saß auch mit Susan Caine eine Enkelin Recha Freiers im Publikum. Beide Frauen nahmen sich im Anschluss an die Aufführung die Zeit, um mit den Max-Schülerinnen und -Schülern zu sprechen.
Abgerundet wurde die Kurzreise nach Berlin mit einem Besuch beim Zentralrat der Juden. Dort wurde die Gruppe von Shila Erlbaum, die beim Zentralrat für Kultus und Bildung zuständig ist, im Ignatz-Bubis-Saal des Gebäudes empfangen. Erlbaum gab zunächst Einblicke in die Aufgaben des Zentralrates und beantwortete anschließend die vielen Fragen der Max-Schülerinnen und -Schüler zur Geschichte der Juden in Deutschland nach dem Holocaust.
Auch die aktuelle Situation spielte eine Rolle: Unter dem Eindruck des Anschlages auf eine Synagoge in Pittsburgh schilderte Erlbaum, dass auch in Deutschland der Antisemitismus in den letzten Jahren deutlich zugenommen habe. Umso wichtiger seien Projekte wie „Der Funke Hoffnung“.
Am Nachmittag ging es dann nach einem nur gut siebenundzwanzigstündigen Aufenthalt in Berlin wieder zurück nach Emden – eine intensive Reise mit vielen Eindrücken!
Der Funke Hoffnung Kurier 10.9.2018