„Ein Friedhof erzählt viele Geschichten.“ – so Tswi Herschel. Und über einige Menschen, die auf dem Jüdischen Friedhof in Emden begraben sind, weiß Tswi Herschel selbst Geschichten zu erzählen, genau wie die Emder Historikerin Traute Hildebrandt. Am Donnerstag besuchten Tswi und Natali Herschel, Traute Hildebrandt, Herr Gembler und ich – fotografisch begleitet durch Tobias Bruns – den Jüdischen Friedhof, der zwischen der Bollwerkstraße und dem Kanal „Alter Graben“ in der Emder Innenstadt liegt.
Auf dem Friedhof besichtigten wir zunächst ein Denkmal bestehend aus drei schwarzen Steintafeln, auf denen die Namen der Emder Jüdinnen und Juden stehen, die während der Shoah ermordet wurden. Auf den Tafeln entdeckten wir Vorfahren von Tswi und Natali Herschel und auch die Namen der Familie Windmüller sind dort in Stein gemeißelt. Im Anschluss suchten wir uns Wege zwischen den Grabsteinen, die zum Teil von Pflanzen überwuchert sind, und schauten uns einige Grabsteine näher an. Sowohl Tswi Herschel als auch Traute Hildebrandt wussten zu einigen Grabsteinen Geschichten zu erzählen, machten auf Besonderheiten der Grabsteine aufmerksam und übersetzten Grabinschriften, die nur auf Hebräisch oder Ladino geschrieben stehen. Der Jüdische Friedhof erzählt Geschichte: Er erzählt die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Emden, die vor der Shoah aus ungefähr 700 Menschen bestand. Insgesamt lebten zu der Zeit etwa32.000 Menschen in Emden, also war die jüdische Gemeinde vergleichsweise groß. Heute leben fast keine Jüdinnen und Juden mehr in Emden.
Eine traurige Folge der Vertreibung und Ermordung der Jüdinnen und Juden durch die Nazis. Im Anschluss an den Spaziergang über den Friedhof besichtigten wir gemeinsam die Gedenkstele für die ehemalige Emder Synagoge, Stolpersteine und weitere Orte, Straßen und Gedenkstätten, die eine besondere Bedeutung für die Herschels und die Erinnerung an das jüdische Leben in Emden haben.
Bericht: Mia Bredebusch
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