Keep the memory alive! von Deutscher UNESCO-Kommision und Jüdischem Museum Frankfurt ausgezeichnet

Ein guter Grund zu feiern: 2021 wurde das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ begangen, an dem sich auch die Deutsche UNESCO-Kommission beteiligte. In Kooperation mit dem Jüdischen Museum Frankfurt wurde ein Wettbewerb zur Vielfalt jüdischen Lebens in der Gegenwart und Geschichte Deutschlands veranstaltet, an dem sich auch die Projektgruppe Keep the memory alive! beteiligt hat – mit Erfolg: Für das Projekt Auf den Spuren der Familie Herschel nahmen stellvertretend für das ganze Team Mia Bredebusch, Laura Oldewurtel und Anna-Lena Klein eine Urkunde von Prof. Dr. Maria Böhmer entgegen.

Anna-Lena Klein, Laura Oldewurtel, Mia Bredebusch und Kai Gembler mit Prof. Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der DUK
Dr. Josef Schuster zeigte sich beeindruckt von den Projekten

Bereits im vergangenen Jahr sollte die Festveranstaltung stattfinden, doch angesichts der Pandemie wurde die Ehrung der insgesamt zwölf ausgezeichneten Schulen aus Deutschland auf dieses Jahr verschoben- eine gute Entscheidung: Drei Tage durften die Schüler:innen das beeindruckende renovierte Jüdische Museum als Meeting Point nutzen, um sich gegenseitig über ihre Projekte zu informieren und neue Ideen für weitere Projekte zu entwickeln.

Einen Einblick zu dieser beeindruckenden Veranstaltung gibt Laura Oldewurtel:

Sich untereinander austauschen – etwas, das in den letzten Jahren aufgrund der Pandemie
kaum möglich war. Der Austausch mit anderen zu einem Thema, für das man sich selbst
begeistert, ist enorm wertvoll und eröffnet völlig neue Horizonte, da jede Idee für sich
einzigartig ist. Solche Dialoge bieten Inspiration für neue Projekte, aber vor allem auch die
Möglichkeit, starke Projekte weiter zu verbreiten und bereits erfolgreich getestete Ideen und
Projekte noch mehr zu etablieren.
Aus diesen Gründen reisten die drei Schülerinnen Mia Bredebusch, Anna-Lena Klein und Laura
Oldewurtel von der Projektgruppe „Keep The Memory Alive“ mit Herrn Gembler für drei Tage
zum Projekt „Meeting Point Jüdisches Museum“ der UNESCO nach Frankfurt am Main. An
dieser Veranstaltung nahmen insgesamt zwölf UNESCO-Projektschulen aus Deutschland teil,
die sich in verschiedener Weise mit jüdischem Leben, sowohl in der Vergangenheit als auch in
der Gegenwart, beschäftigt haben.
Anlass war das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Schüler*innen der
UNESCO-Projektschulen sollten die Gegenwart und die Geschichte jüdischen Lebens
erkunden. Das Jüdische Museum in Frankfurt ist ein idealer Ort dafür: Im Jahr 2020 eröffneten
Gebäude befindet sich die Dauerausstellung zur Gegenwart jüdischen Lebens (etwa 18.
Jahrhundert bis heute) und am zweiten Standort, dem Museum „Judengasse“, die Ausstellung
zum jüdischen Leben in Frankfurt vor dem 18. Jahrhundert. Frankfurt war und ist zudem ein
Monopol im jüdischen Deutschland, da die dortige jüdische Gemeinde immer recht groß im
Vergleich zum Rest von Deutschland war und auch heute noch ist.
Nach der fast sechsstündigen Anreise mit der Bahn ging es zunächst ins Jüdische Museum, wo
die Schule erstmals aufeinandertrafen und herzlich begrüßt wurden. Nach der Begrüßung
folgte direkt die erste große Überraschung: Die Führung durch das Jüdische Museum
Frankfurt. Das Besondere daran war aber der Guide: Daniela Neumann! Daniela ist die
Schwester von Claudio Simon, der vor ein paar Monaten mit seinem Sohn Daniel unsere
Schule besuchte. Sie ist eine (weit entfernte) Verwandte von Max Windmüller. Die
Schülerinnen wussten bis zur Führung nichts davon, freuten sich danach aber noch umso mehr
auf die nächsten Tage!

Führte durch das Jüdische Museum: Daniela Neumann – ein Mitglied der Windmüller-Familie

Nach der Führung durch das Museum erzählte Daniela mehr über ihr Leben und über ihre
Identität als Jüdin. Genau wie Claudio ist auch sie in Portugal geboren und aufgewachsen. Sie
zog später nach Frankfurt, wo die Wurzeln ihrer Familie liegen, und arbeitet seit einigen Jahren
im Jüdischen Museum als Gruppenführerin. Sie interessierte sich schon immer für das
Judentum, bekannte sich aber erst vor ein paar Jahren wirklich zu ihrer Religion. Auslöser gab
es viele, zentral sei aber ihr Besuch in Israel gewesen. Dort fühlte sie sich, als wäre sie
angekommen, sagt sie. Das habe sie weder in Portugal noch in Deutschland je verspürt, in
Portugal sei sie immer die Deutsche, in Deutschland immer die Portugiesin gewesen.
Donnerstag begleitete sie die Emder Delegation leider nicht auf ihrer Führung durch das
Museum „Judengasse“, allerdings gab es dafür einen mehr als freudigen Anlass: Ihre Tochter
bekam ihre Dissertation mit Summa Cum Laude verliehen!
Die Gruppe verbrachte nichtsdestotrotz einen sehr interessanten Tag. Gestartet wurde mit
einem Workshop zum Thema „Antisemitismus – Juden als Fremd- und Feindbilder.“ Thema
waren Vorurteile und Stereotypen gegenüber Juden, die uns im Alltag und in den Medien
immer wieder begegnen: Im Fernsehen, in Zeitungen und Magazinen, aber auch in
Schulbüchern – die Rede ist oft von einer „geheimen Welt“ oder „unseren geheimen jüdischen
Nachbarn“, die bestimmte Kleidung tragen, spezielle Berufe haben und alle streng religiös
sind. Mit diesen Stereotypen wurde aufgeräumt, indem die Schüler*innen dafür sensibilisiert
wurden. Oftmals fällt einem dieses vorgezeichnete Bild von Juden gar nicht auf, da es in der
Gesellschaft weit verbreitet sind. Dabei sind es genau diese Vorurteile und
Falschinformationen, die zu antisemitischen Taten führen, denen sich die Täter oft gar nicht
bewusst sind. Der Workshop endete mit ein paar Fallbeispielen zum Thema Antisemitismus.
In verschiedenen Situation sollten die Schüler*innen herausfinden, ob das gesagte
antisemitisch sei und wie man als Außenstehender am besten reagieren sollte.
Nach einer sonnigen Mittagspause ging es dann am Main entlang zum Museum „Judengasse“,
dass das Leben der Leute im ersten Ghetto Europas zeigte. Schon auf dem Weg dorthin gab
es einige Zwischenstopps – beim Römerplatz, am Frankfurter Dom, neben dem damals auch
die Synagoge stand, sowie allgemein die Frankfurter Altstadt, in der viele Juden vor Errichtung
der Judengasse lebten. Im Museum selbst konnten die Schüler*innen die alten Ruinen im
Kellergeschoss entdecken und einen Eindruck vom damaligen Leben der Frankfurter Juden
gewinnen.
In beiden Museen wird viel Wert auf die Synthese von Alt und Neu gelegt, sowohl inhaltlich
als auch von den verwendeten Medien. Interaktive Medien machen die jüdische Geschichte
für Alt und Jung einfach zugänglich und wecken Interesse – insgesamt ein großartiges Konzept!
Donnerstagabend kam es dann zum Highlight der Veranstaltung – die Festveranstaltung! Die
zwölf Schulen sollten im feierlichen Rahmen Urkunden für ihre Arbeit erhalten und die
Möglichkeit bekommen, ihre Projektideen vorzustellen. Anlässlich dieser Würdigung wurden
zudem einige besondere Gäste eingeladen: Prof. Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der
Deutschen UNESCO-Kommission, Sylvia Löhrmann, Generalsekretärin des Vereins 1700 Jahre
jüdisches Leben in Deutschland und ehemalige Ministerin für Schule und Weiterbildung in
NRW, sowie Prof. Dr. Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums in Frankfurt.
Der Stargast war aber wohl Dr. Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in
Deutschland und Vizepräsident des World Jewish Congress! Dr. Schuster bedankte sich
außerordentlich für die Arbeit der Schüler*innen und bestärkte diese, auch weiterhin so stark
für ein besseres Miteinander zu sorgen.

Angelika Shchapova sang für die Gäste und Teilnehmer der Veranstaltung

Auch unter den Schüler*innen befand sich ein besonderer Gast: Angelika Shchapova vom
Woeste-Gymnasium in Hemer, begleitete die Anwesenden musikalisch durch den Abend. Sie
ist selbst Jüdin und sang Lieder auf Jiddisch und Hebräisch, und erzählte der Emder Delegation
im Anschluss von ihrer Geschichte.
Das Max-Windmüller-Gymnasium stellte die deutsch-israelische Projektgruppe „Keep The
Memory Alive“ und speziell die Reise mit Tswi Herschel in die Niederlande vor. Nach dem Clip
über diese Reise interviewte Klaus Schilling, Bundeskoordinator der UNESCO-Projektschulen
die drei Schülerinnen. Im Anschluss wurde das Buffet geöffnet und getanzt, bevor der Abend
in gemütlicher Runde im Hotel ausklang.
Am Freitag war es bereits wieder Zeit, Abschied zu nehmen. Mit einem Schreibgespräch wurde
Feedback gegeben, dass insgesamt sehr positiv ausfiel. Daniela verabschiedete die
Schüler*innen mit einer Aussicht auf ein baldiges Wiedersehen in Emden.
Diese Veranstaltung hat gezeigt, wie wichtig es ist, sich untereinander zu vernetzen.
Videokonferenzen sind ein gutes Mittel, mit wenig Aufwand Eindrücke zu geben, können aber
nicht den persönlichen Austausch und Kontakt ersetzen, der unabdingbar für ein
tiefergehendes Verständnis sind. Davon gerne mehr in Zukunft!