Dämmriges Licht, feuchte Luft und Kälte, die langsam durch die Kleidung dringt – ein Besuch in den Überresten der Stollenanlage des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora ist bedrückend und unangenehm. Hier Schwerstarbeit unter unwürdigsten und unzureichendsten Bedingungen leisten zu müssen und dabei um das eigene Leben zu bangen, kann man sich kaum noch vorstellen, wirkt doch bereits die Atmosphäre lebensfeindlich.
Doch Albrecht Weinberg erinnert sich noch gut daran: Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er vom KZ Auschwitz in das thüringische Nordhausen am Rand des Harzes verlegt, um dort in den Stollenanlagen an der V2 zu arbeiten, der vermeintlichen Wunderwaffe, mit der die Nazis den Krieg doch noch gewinnen wollten. „Wir haben nicht geglaubt, dort lebend herauszukommen“, erzählte Weinberg an dem Ort, an dem er etwa zwei Monate inhaftiert war. Gemeinsam mit Max-Schülerinnen und –Schülern besuchte Weinberg die heutige Gedenkstätte, um von seiner Leidenszeit zu berichten. Eine ganz besondere Gelegenheit für die Elftklässlerinnen – und klässler, einen unmittelbaren Eindruck von dem Schicksal des in Rhauderfehn geborenen Mannes zu bekommen, denn die Zahl der Überlebenden nimmt stetig ab: Nur noch fünf ehemalige KZ-Insassen konnten in diesem Jahr zu den Gedenkveranstaltungen zum 74. Jahrestag der Befreiung des KZ am 11. April 1945 nach Thüringen reisen. Zu ihnen gehörte auch Weinberg, der trotz seiner 94 Jahre nicht müde wird, aus seinem Leben zu berichten. Bereits am Vorabend des Besuches in Mittelbau-Dora hatte er die Max-Schülerinnen und –Schüler in der Jugendherberge in Wernigerode besucht, um den Besuch in der Gedenkstätte vorzubereiten und zahlreiche Fragen zu beantworten.
Dort waren die Elftklässlerinnen – und klässler in Begleitung ihrer Lehrer Martin Stenke und Kai Gembler eine Woche lang untergekommen, um sich im Rahmen einer Exkursion im Wahlpflichtunterricht des 11. Jahrganges zu verschiedenen Schwerpunkten zu informieren: Neben einer ganztägigen Wanderung über den Brocken, bei der die Folgen des Klimawandels für den Nationalpark Harz thematisiert wurden, befassten sich die Schülerinnen und Schüler auch mit der Frage, wie Atommüll zukünftig in Deutschland gelagert werden soll. Dass dies gehörige Probleme aufwirft, wurde bei der Befahrungen des Schachtes Konrad und der Schachtanlage Asse deutlich: Das ehemalige Salzbergwerk war eigentlich als Endlager gedacht, bis Wasser in den Schacht eindrang. Damit wurde die Rückholung der dort gelagerten Atommüllfässer notwendig – ein bislang weltweit einmaliges Unterfangen, das mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist. Besser soll die Lagerung zukünftig im Schacht Konrad gelingen, der nur wenige Kilometer entfernt für radioaktive Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung ausgebaut wird.
Als UNESCO-Projektschule spielen die Nachhaltigkeitsziele (SDGs) eine besondere Rolle für das Max: „All diese Themen stellen wichtige Herausforderungen für die Zukunft dar, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler auseinandersetzen werden müssen“, erläuterte Gembler. Auch das Kennenlernen von UNESCO-Welterbestätten gehörte zu den Zielen der Fahrt – und davon bietet der Harz einige: Neben dem Oberharzer Wasserregal gehört die gesamte Goslarer Altstadt mit der prächtigen Kaiserpfalz zum Weltkulturerbe, wie die Emder bei einer besonderen Führung erfuhren: Sechstklässler der Adolf-Grimme-Gesamtschule zeigten ihre Stadt und erklärten, warum die Harzmetropole von der UNESCO zu den besonderen Zeugnissen der Menschheitsgeschichte gezählt wird.
Auch Mittelbau-Dora gehört zur Geschichte Deutschlands: Dort bemüht sich die KZ-Gedenkstätte zu dokumentieren, was Menschen Menschen angetan haben, damit der Holocaust in Erinnerung bleibt. Denn lange werden Zeitzeugen wie Albrecht Weinberg nicht mehr berichten können: „Ihr müsst aufpassen, dass so etwas nicht wieder geschieht.“