Namen, die bis vor kurzem beinahe vergessen waren: Arthur und Clara Gans und ihre Tochter Senta und die Eheleute Salomon und Matel Igler mit ihren Kindern Josef, Lea, Rivkah, Kela und Mirjam. Zehn Menschen, die Bürger der Stadt Emden waren, bevor sie im Laufe der nationalsozialistischen Herrschaft aus ihrer Heimatstadt vertrieben und ausgewiesen wurden. Nur Salomon Igler konnte nach Amerika fliehen, doch gelang es ihm nicht, seine Familie nachzuholen, die ebenso ermordet wurde wie die Familie Gans.
An diese Emder erinnern nun zehn neue Stolpersteine, die der Künstler Gunter Demnig am Freitag im Rahmen einer Verlegeaktion von insgesamt 25 Steinen verlegt hat. Seit über 15 Jahren fügt er Gedenksteine an den Stellen, an denen die Opfer des Nationalsozialismus früher gewohnt haben, ins Pflaster ein und belebt damit die Erinnerung an die ehemaligen Bewohner der Häuser.
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“ – dieser Wendung aus dem Talmud folgend hat Demnig inzwischen über 56.000 Steine in vielen Ländern Europas verlegt und damit dem Vergessen entrissen. Dies gilt auch für die Familien Gans und Igler, die nun wieder im Emder Stadtbild präsent sind. Zehn Schülerinnen und Schüler des Max-Windmüller-Gymnasiums verlasen die Biografien der beiden Familien und erinnerten damit im Rahmen einer Zeremonie während der Verlegung der Gedenksteine an die Schicksale ihrer Mitglieder.
Erstmals waren auf Einladung des Arbeitskreises Stolpersteine Emden mit Anneke Groeneveld, Anna Kemke, Lina Gravemann (alle Jg.12) , Shamsa Hasan, Negin Heidari (beide Jg.11), Eefke Menzel, Paulina Russell, Janina Neeland, Leon Pulskamp und Jan van Dyken (alle Jg. 9) Schülerinnen und Schüler des Max-Windmüller-Gymnasium an einer Verlegeaktion beteiligt. Neben dem Verlesen der Biografien wohnten sie noch weiteren Verlegungen in der Emder Innenstadt bei, die von der BBS II, der IGS, der Oberschule Borssum und zwei ehemaligen Konfirmandinnen gestaltet wurden. Am Nachmittag hatten fünf Max-Schüler zudem die Gelegenheit, bei einem Empfang in den Pelzerhäusern anlässlich der diesmaligen Stolperstein-Verlegung persönlich mit Gunter Demnig zu sprechen.
Sie zeigten sich sehr beeindruckt von Demnigs Arbeit: „Ich bin sicher, dass ich künftig stärker auf die Stolpersteine achten werde“, so Anneke Groeneveld. Das ist ganz im Sinne des Künstlers: „Man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen über die Stolpersteine. Und wenn du den Namen lesen willst, musst du dich vor dem Opfer automatisch verbeugen.“