Vom 12. bis 15. Oktober 2024 durfte ich am Planspiel „Jugend und Parlament“ im Deutschen Bundestag teilnehmen. Insgesamt waren 293 Jugendliche aus ganz Deutschland dabei, und für vier Tage übernahmen wir die Rolle von Bundestagsabgeordneten. Ich wurde von Johann Saathoff, dem SPD-Bundestagsabgeordneten, ausgewählt, an diesem Programm teilzunehmen.
Während des Planspiels wurde ich der „Partei für Engagement und Verantwortung“ (PEV) zugeteilt, die gemeinsam mit der Gerechtigkeitspartei (GP) die Regierung stellte. In dieser Rolle arbeitete ich an einem Gesetzesentwurf zur Einführung eines Wahlrechts für EU-Bürger auf Bundesebene. Ziel war es, Artikel 38 des Grundgesetzes zu ändern, um auch EU-Bürgern, die in Deutschland ihren Wohnsitz haben, das Recht zu geben, an den Bundestagswahlen teilzunehmen – neben dem bereits bestehenden Recht auf Teilnahme an kommunalen und europäischen Wahlen. Diese Gesetzesänderung hätte zu einer stärkeren europäischen Integration beigetragen und den vielen EU-Bürgern in Deutschland die Möglichkeit gegeben, sich auch auf nationaler Ebene politisch zu beteiligen.
Eine besondere Herausforderung stellte die Notwendigkeit einer Zweidrittelmehrheit im Bundestag dar, da der Entwurf eine Grundgesetzänderung erforderte. Die Diskussionen und Verhandlungen in den Arbeitsgruppen und Ausschüssen machten mir deutlich, wie komplex und langwierig der Gesetzgebungsprozess ist. Besonders schwierig war es, die Unterstützung für eine so weitreichende Änderung zu gewinnen, da die Meinungen dazu stark auseinander gingen. Es wurde klar, dass politische Kompromisse, vor allem bei so umfassenden Vorhaben, oft nur schwer zu erreichen sind.
Ein besonderes Erlebnis war es, die vier Tage im Bundestag zu verbringen und den gesamten Komplex zu erkunden. Die Gebäude des Bundestags erzählen an jeder Ecke Geschichte, und besonders beeindruckend fand ich die Tunnel, die die verschiedenen Gebäude miteinander verbinden. Diese Verbindung, die selbst eine Geschichte erzählen und der Öffentlichkeit sonst verborgen bleiben haben den Aufenthalt für mich zu etwas Einzigartigem gemacht. Zudem gab es neben den offiziellen Programmpunkten auch die Gelegenheit, sich mit den anderen Teilnehmern auszutauschen und die Stadt Berlin bei Nacht kennenzulernen.
Der Austausch mit den anderen Jugendlichen war eine weitere Bereicherung dieser Erfahrung. Besonders spannend fand ich es, mit Teilnehmern zu diskutieren, die eine ganz andere politische Meinung hatten als ich. Es war spannend zu sehen, wie unterschiedliche Standpunkte in den Verhandlungen aufeinanderprallten und welche Kompromisse letztlich gefunden werden mussten. Diese Debatten haben mir geholfen, meine eigene Argumentationsfähigkeit zu schärfen und meinen Blick auf politische Prozesse zu erweitern.
Rückblickend hat mir das Planspiel „Jugend und Parlament“ nicht nur gezeigt, wie komplex die Arbeit eines Abgeordneten ist, sondern auch, wie wichtig es ist, Kompromisse zu finden, um überhaupt zu einem Ergebnis zu kommen. Es war eine wertvolle Erfahrung, die mir geholfen hat, das politische Geschehen besser zu verstehen und meine eigenen Fähigkeiten im Bereich der politischen Diskussion und Entscheidungsfindung zu verbessern.
Maurits Fühner, Jg.13