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Achtzig Jahre ist es her, dass das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz von der sowjetischen Armee befreit wurde. Doch an diesem 27. Januar 1945 war Albrecht Weinberg nicht unter den Menschen, deren Martyrium mit der Ankunft der Roten Armee endete: Angesichts der vorrückenden Truppen schickten die Nationalsozialisten die arbeitsfähigen Häftlinge zu tiefer im Reichsgebiet gelegenen Lagern. Auch Albrecht gehörte zu diesen Personen – und das nach beinahe zwei Jahren KZ- Haft. Todesmärsche und Eisenbahntransporte brachten ihn zunächst nach Mittelbau-Dora, ein weiteres KZ, das in einen Bergwerksstollen getrieben worden war, um dort Raketen zu bauen. Doch auch dieses räumten die Nazis angesichts der nahenden Alliierten und so wurde Albrecht in Bergen-Belsen „ausgekippt“, wie er sagt: „Ich war kein Mensch mehr“. Damit endete am 15. April 1945 auch für Albrecht nach beinahe zwei Jahren eine Zeit in den Konzentrationslagern, die am 20. April 1943 begonnen hatte.
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Damals wurde er nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo er die erste Selektion an der Rampe überstand und damit zu den Glücklichen zählte, die nicht bereits bei der Ankunft in die Gaskammern geschickt und ermordet wurden. Doch auch in Auschwitz III oder Monowitz, wie es auch genannt wurde, war der Tod allgegenwärtig. Nur einem Wunder ist es zu verdanken, dass Albrecht und sein Bruder Dieter, der ebenfalls in Monowitz inhaftiert war, aufeinandertrafen. Fortan sorgte der findige Dieter auf viele Weisen dafür, dass sein Bruder und er viele weitere Selektionen überlebten. „Dieter hat immer wieder gute Ratschläge gehabt. Zum Beispiel hat er mir gesagt, dass ich einen Kieselstein lutschen solle, um durch den Speichelfluss weniger Durst zu haben.“
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Im vollbesetzten Forum der VHS bekamen die Schüler:innen der Jahrgänge 8, 9 und 10 einen Eindruck von dem Leidensweg, den Albrecht und seine Familie wie viele weitere Juden während der Verfolgung im nationalsozialistischen Deutschland gegangen sind. Dazu lasen Riemke Langer (Jg. 7) und Deike Miege (Jg. 11) aus der Biographie, die Albrecht Weinberg im vergangenen Jahr mit Stern-Autor Nicholas Büchse veröffentlicht hat. Zwischendrin ergänzte der 99jährige Holocaust-Überlebende und beantworte zahlreiche Fragen. Auch das Bundesverdienstkreuz hatte er mitgebracht, jenes Ehrenzeichen also, das seit der vergangenen Woche weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Nachdem die CDU im Bundestag bei einer Abstimmung zu einem Entschließungsantrag zur Migrationspolitik die Stimmen der AfD in Kauf genommen hatte, kündigte Albrecht Weinberg an, die Ehrung zurückzugeben. „Das Bundesverdienstkreuz ist mir zu schwer geworden, ich mag es nicht mehr tragen.“ Inzwischen haben sich Politiker wie die CDU-Abgeordnete Connemann bei ihm gemeldet, um sich zu erklären und ihn davon zu überzeugen, die Ehrung zu behalten. Auch Bundespräsident Steinmeier hat um einen Termin gebeten: „Am Montag telefonieren wir.“
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„Albrecht hat getan, wozu er die Schülerinnen und Schüler immer auffordert: Macht den Mund auf!“, erklärte Gerda Dänekas, seine Freundin, Mitbewohnerin und Unterstützerin. Und auch dieses Mal rief Weinberg dazu auf, wachsam zu sein – ausnahmsweise auf Platt: „Pas up!“