
Kurz nach den Ferien durfte das Max-Windmüller-Gymnasium einen besonderen Gast begrüßen: Professor Dr. Hartmut Graßl, renommierter Klimaforscher und ehemaliger Direktor des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie, kam ans Max, um mit dem Klimarat und dem Klimaparlament der Schule ins Gespräch zu kommen. Gleich zu Beginn machte Graßl deutlich, wie entscheidend die Auseinandersetzung mit der Klimakrise ist: „Klimaschutz muss sein.“ Jedes Jahr sterben in vielen Ländern tausende Menschen an den Folgen zu hoher Temperaturen – eine Entwicklung, die zeigt, wie dringlich ein Umdenken ist.
Während des gut zweistündigen Besuches schilderte Graßl seinen wissenschaftlichen Werdegang und zeigte auf, wie der Klimawandel unsere Zukunft politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich prägen wird. Besonders hob er hervor, dass gerade ärmere Menschen – ob in Entwicklungsländern oder auch in Deutschland – kaum zum Klimawandel beitragen, aber besonders stark unter dessen Folgen leiden.

Besondere Aufmerksamkeit widmete Graßl den Folgen des Klimawandels für Ostfriesland. Immer wieder betonte er die Bedeutung der Erderwärmung und deren direkten Zusammenhang mit dem steigenden Meeresspiegel. Für die Region sei das ein zentrales Thema: Während sich die Niederlande seit Jahren auf eine mögliche Erhöhung des Meeresspiegels um bis zu 15 Meter über Normalnull vorbereiten, liege der deutsche Planungsrahmen bislang lediglich bei 9,40 Metern. Hier mahnte Graßl deutlich, dass in Deutschland noch viel zu tun sei.
Auch auf kommunaler Ebene spielt der Umgang mit den Klimafolgen eine wichtige Rolle. Darauf machte Anne-Kathrin Neumann aufmerksam, die Klimafolgenanpassungsmanagerin der Stadt Emden, die ebenfalls am Max zu Gast war. Neumann arbeitet im Auftrag der Stadtverwaltung daran, konkrete Maßnahmen zur Vorbereitung auf unvermeidbare Klimafolgen zu entwickeln – beispielsweise in den Bereichen Entwässerung, Stadtplanung oder Hitzeschutz. Dabei wurde deutlich, dass Klimaschutz und Anpassungsstrategien nicht nur ein globales oder nationales Thema sind, sondern ganz konkret auch den Alltag in Emden und Ostfriesland betreffen.

Große Bedeutung maß Graßl zudem der Politik zu: So habe das Erneuerbare-Energien-Gesetz von 2000 nicht nur in Deutschland den Ausbau der Photovoltaik entscheidend vorangebracht, sondern weltweit Impulse gesetzt. Auch die Rechtsprechung spiele eine wichtige Rolle, etwa das richtungsweisende Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Schutz der jungen Generation. Hoffnung gebe auch der Beschluss der Vereinten Nationen, Klimaschutz als Menschenrecht zu verankern.

Trotz der großen Herausforderungen blickt Graßl optimistisch in die Zukunft. Zwar brauche gesellschaftlicher Wandel oft 10 bis 20 Jahre, bis aus Diskussionen konkrete Handlungen erwachsen – doch gerade deshalb seien Initiativen wie das Klimaparlament und der Klimarat am MAX von großer Bedeutung. Offene Debatten über die großen Fragen der Zeit seien unverzichtbar. Graßls Botschaft an die Schülerinnen und Schüler: „Mischt euch ein, geht wählen und gestaltet eure Zukunft aktiv mit!“
Der Besuch diente zugleich der Vorbereitung auf eine besondere Reise: Eine Delegation des Klimarates wird demnächst nach Hamburg fahren, um dort an einem Symposium zu Ehren von Hartmut Graßl teilzunehmen, das anlässlich seines 85. Geburtstages veranstaltet wird.