Und plötzlich ist alles anders… In seinem neuen Stück „Walzer ins Nirgendwo“ lässt Antonio Riccò einen Großvater, der auf der Suche nach seiner Enkelin ist, und eine junge Schwangere aufeinandertreffen, deren Leben sich durch den Krieg vollständig verändert hat. In einer U-Bahn-Station treffen die beiden Charaktere, die so unterschiedlich sind, aufeinander – und stellen fest, dass sie die Angst um ihre Lieben, ihr Heim, ihre Zukunft sie eint.
Antonio Riccò hat in „Walzer ins Nirgendwo“ viele klassische Songs der Friedensbewegung eingebaut, die dem Zuschauer immer wieder Zeit geben, seinen eigenen Gedanken und Gefühlen nachzuhängen. Besonders beeindruckend: Während das Schauspieler-Duo im Vordergrund sitzt, wird zu Fabrizio de Andrés „La guerra di Piero“ der deutsche Text des Antikriegsliedes projiziert.
Gemeinsam mit Willi Schlüter, der bereits in „Das Boot ist voll“ in der Neuen Kirche und in der Johannes à Lasco-Bibliothek begeisterte, hat Riccò ein Stück geschrieben, das zwar vom Ukraine-Krieg inspiriert wurde, doch vielmehr die universelle Folgen des Krieges zeigt. Mit Schlüter sorgt Marie-Madeleine Krause für ein intensives Theatererlebnis und zeigt zudem, dass sie nicht nur eine sehr gute Schauspielerin ist, sondern auch eine exzellente Gitarristin mit einer phantastischen Gesangsstimme.
Nach einer Schulaufführung für die Jahrgänge 9 – 11 am Morgen haben Schlüter und Krause vom Theater in der List auch am Abend ihre Zuschauer begeistert und zum Nachdenken angeregt.
In einer abschließenden Gesprächsrunde gingen die Schulsprecher Tammo Petersen und Mia Bredebusch auf die Situation der ukrainischen Geflüchteten in Emden ein. Constantin Strauch, Leiter des Fachdienstes Wohnen, Sebastian Janssen, Jobcenter Emden, und Edvija Imamovic von der Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe berichteten von der sich verschärfenden Lage, die auch in Emden dazu geführt hat, dass das eigentlich angestrebte Ziel, den Geflüchteten bald nach ihrer Ankunft eine eigene Wohnung zu vermitteln, nicht oder nur noch unter großen Schwierigkeiten erreicht werden kann. Aus diesem Grund ist nach der ehemaligen Barenburgschule nun die Nordseehalle zu einer Sammelunterkunft umfunktioniert worden. Dort werden bis zu 350 Menschen untergebracht werden – unter sehr schwierigen Bedingungen. Um diesen Menschen eine bessere Unterbringung zu ermöglichen, appelierte Constantin Strauch an die Anwesenden, Wohnraum, der angemietet werden kann, zur Verfügung zu stellen.
Eine weitere Herausforderung stelle der schnelle Zugang zu ärztlicher Versorgung dar, wie Sebastian Janssen ausführte. Viele Menschen, die jetzt ankommen, seien von der Flucht und der Situation insgesamt gezeichnet und benötigten nicht selten medizinische Versorgung. Deshalb sei es wichtig, schnell Krankenversicherungsschutz zu erhalten. Um dies schnell zu gewährleisten, hat das Jobcenter eine Außenstelle in der Nordseehalle eingerichtet.
Auch Edvija Imamovic erläuterte, dass die Ankunft der vielen Menschen, die vor dem Krieg in ihrer Heimat fliehen müssen, eine große Herausforderung darstelle. Im Unterschied zu 2015 seien dieses Mal vorwiegend Frauen unter den Geflüchteten, die mit ihren Kindern nach Emden kommen. Als Schulpflichtige würden sie baldmöglichst an die Emder Schulen vermittelt werden, um Unterricht zu erhalten. Insgesamt sei die Situation sehr schwierig, da ein Ende der Flucht aus der Ukraine nicht abzusehen sei. Umso wertvoller sei deshalb die große Hilfsbereitschaft, die auch dieses Mal zu verzeichnen sei. Ganz besonders hob Imamovic die vielen Freiwilligen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken hervor, die mit ihren Sprachkenntnissen wichtige Unterstützung leisteten.
Eine Möglichkeit, Geflüchtete selbst zu unterstützen, bietet #Emdenhilft. Auch die Spenden des Abends gehen an #Emdenhilft – dafür vielen Dank!
Herzlichen Dank auch an den Förderverein des Max-Windmüller-Gymnasiums, den Bauverein Neue Kirche und Kuhzifer e.V., die die Veranstaltungen ermöglicht haben!