Die Ermordung Walter Lübckes, das Attentat von Halle und eine große Zahl von Angriffen auf Jüdinnen und Juden: Die Vielzahl der Ereignisse veranlasste die Rednerinnen und Redner zum diesjährigen Gedenken an die Reichspogromnacht zu eindringlichen Warnungen. Oberbürgermeister Tim Kruithoff sagte vor etwa 200 Zuhörern an der Stele zum Gedenken an die Emder Synagoge: „In die Trauer um die beiden Toten und das Entsetzen um den glücklich vereitelten Angriff auf die Synagoge mischt sich für mich persönlich, aber vielleicht auch für einige von Ihnen hier heute Abend Wut, Zorn und tiefe Scham.“ Er rief dazu auf, aktiv gegen diese Entwicklungen zu sein und gemeinsam Haltung und Rückgrat zu zeigen: „Sorgen wir gemeinsam dafür, dass in unserer Stadt kein Platz für Antisemitismus und Neonazismus sein wird und dass wir allen Tendenzen in diese Richtung geschlossen und entschieden entgegentreten.“
Rolf Uphoff, Vorsitzender der Max-Windmüller-Gesellschaft, machte deutlich, dass sich die Stimmung gewandelt habe – so sehr, dass sogar der Sinn einer Gedenkveranstaltung wie zum 9. November 1938 hinterfragt werden könne. Dabei beließ er es jedoch nicht und betonte im Gegensatz deren Bedeutung: „Ich setze dem ein deutliches DENNOCH entgegen. Gerade vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Tendenzen ist die Aufarbeitung der totalitären Diktatur der Nazis und ihrer Ideologie wichtig. Wir setzen mit dieser Kundgebung ein Zeichen und was genau so wichtig ist: Wir ehren die Opfer von Rassenwahn und Antisemitismus. Wir lassen das Leiden nicht in Vergessenheit geraten. Das ist auch eine Botschaft an die Überlebenden des Holocaust und an ihre Nachkommen in Israel und in aller Welt.“
Auch Amelie Heisig, Wiebke ten Doornkaat Koolman, Malin Rehage und Lisa Wessel betonten, dass es gerade angesichts der Ereignisse der vergangenen Monate wichtig sei, nicht den Mut zu verlieren. Mit einem Zitat Max Windmüllers, der im kommenden Jahr 100 Jahr alt geworden wäre, ermutigten auch sie die Zuhörer aktiv zu bleiben und zu werden: „Unser Plan ist doch, ein schönes Werk zu vollbringen, die Welt zu verbessern. Wir müssen bei uns selbst beginnen.“
Gedenkrede Pogromnacht OB Kruithoff