Trauer um Gesine Janssen

Gesine Janssen mit Auguste Moses-Nussbaum in Kfar Sabar 2017

Wenn man länger mit ihr sprach, wurde nach und nach das jüdische Emden wieder greifbar: Nach jahrzehntelanger Forschung kannte sich Gesine Janssen so gut auf dem Gebiet der Geschichte der Familienschicksale der Emder Juden aus, dass man immer wieder nur staunen konnte.

Auch das Max-Windmüller-Gymnasium hat in den vergangenen Jahren regelmäßig mit Gesine Janssen zusammengearbeitet: So hat Gesine Janssen 2015 im Rahmen des Projekttages Flucht und Vertreibung vom Schicksal der Exodus-Flüchtlinge berichtet, die 1947/48 fast ein Jahr lang in Emden unterkommen mussten, bevor eine Ausreise nach Israel möglich wurde. Diese lange in Vergessenheit geratene Episode der Emder Geschichte sorgte in den Folgejahren für weitere wertvolle Begegnungen mit Überlebenden der Exodus und deren Nachfahren, die nach einem Besuch im Jahre 2016 eine Delegation von Schüler*innen des Max und der BBS II nach Israel einluden, um in Haifa an einem großen Festakt anlässlich des 70. Jahrestages der Ankunft der Exodus teilzunehmen.

Trafen die ehemalige Emderin in einem Seniorenheim: Eine Schüler*innen-Delegation des Max und der BBS II mit Gesine Janssen und ihrem Mann Adalbert

Ebenfalls vermittelte Gesine Janssen eine Begegnung der Schüler*innen-Gruppe mit der damals 94jährigen Auguste Moses-Nussbaum, einer Cousine Max Windmüllers, die den Namensgeber unserer Schule noch persönlich gekannt hat. In einem Seniorenheim in der Nähe Kfar Sabars erzählte die ehemalige Emderin aus ihren Erinnerungen. An ihrer Seite blieb Gesine Janssen, die über viele Jahre den Kontakt zu Moses-Nussbaum und weiteren ehemaligen Emder Juden aufgebaut und gehalten hatte und zu einer wichtigen Vertrauensperson geworden war.

Nach einem weiteren Besuch einer großen Gruppe von Exodus-Flüchtlingen und deren Nachfahren im Jahre 2019, der anlässlich der Enthüllung einer Gedenktafel in Sengwarden stattfand, war Janssen zuletzt am 7.2.2020 zu Gast am Max-Windmüller-Gymnasium: Anlässlich des Festtages zum 100. Geburtstages Max Windmüllers erzählte sie vom Schicksal Dr. Julian Kretschmers, eines jüdischen Arztes aus Emden, der in die USA fliehen musste.

Neben zahlreichen Biografien von Personen, für die Stolpersteine verlegt wurden, und umfangreichen Interviews mit Überlebenden des Holocaust, hat sie durch eine Reihe von Veröffentlichungen maßgeblich dazu beigetragen, dass dieser Teil der Geschichte auch zukünftigen Generationen zugänglich sein wird. Nicht nur deshalb ist ihr das Max-Windmüller-Gymnasium zu großem Dank verpflichtet!

Gesine Janssen ist am 8.2.2022 im Alter von 73 Jahren gestorben. Das Max-Windmüller-Gymnasium wird ihr ein ehrendes Gedenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt Adalbert Janssen, der Familie und allen Angehörigen.