Nach dem Festakt im Februar eine weitere Veranstaltung im Jubiläumsjahr: Unter dem Motto „150 Jahre Max-Windmüller-Gymnasium: Gestern – Heute – Morgen“ befasste sich das Max inhaltlich mit seinem Festjahr. Über 30 Referenten sorgten für einen besonderen Projekttag, bei dem die Schüler:innen aller Klassen und Jahrgänge mit Themen und Fragestellungen der Vergangenheit, der Gegenwart und Zukunft beschäftigten.
So begaben sich die fünften und sechsten Klassen auf eine Tagesexkursion in der eigenen Stadt, um mehr über die Geschichte insbesondere der Anfänge des Max zu erfahren. Während es im Landesmuseum und in der Malschule Einblicke in den Unterricht um die Jahrhundertwende gab, brachte die Stadtführergilde die Jüngsten an die historischen Orte der Schulgeschichte – natürlich inklusive eines Besuches des Kaiserin-Auguste-Viktoria-Lyzeums, das heute Teile der Stadtverwaltung beherbergt und dessen alte Aula heute als Ratssaal dient.
Eine Reihe von namhaften Gästen sprach in den Jahrgängen 7-12 mit den Schüler:innen zu Demokratie und Menschenrechten: So stellten sich mit Matthias Arends, Johann Saathoff und Tiemo Wölken Politiker von der Landes-, über die Bundes- bis zur Europaebene ebenso den Schülerfragen wie Willi Lemke. Der ehemalige Werder-Manager, Bremer Bildungssenator und Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung schilderte seinen Werdegang und ermunterte die Schüler:innen, sich zu engagieren und mutig Herausforderungen zu stellen.
Weiterhin war mit dem Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg ein besonderer Referent zu Gast: Der 98-Jährige schilderte den Zehntklässler:innen seine Überlebensgeschichte. Weinberg war ebenso wenig zum ersten Mal zu Gast an der Schule wie Kutlu Yurtseven, der 2020 mit der inzwischen verstorbenen Holocaust-Überlebenden Esther Bejarano und der Microphone Mafia am Max war. Dieses Mal erzählte Kutlu aus seinem Leben – und rappte natürlich auch mit den Schüler:innen.
Erstmals zu Gast war Alexander Hoffmann: Der Kieler Anwalt war als Vertreter der Nebenklage während der so genannten „NSU“-Prozesse tätig. Hoffmann referierte eindrucksvoll über die erschütternde Mordserie, die Anfang der 2000er Jahre von dem Neonazi-Trio Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe verübt wurde. Insbesondere die kritische Rolle der Sicherheitsorgane und die Zweifel an den Opfern, denen lange nicht geglaubt und stattdessen eine Beteiligung an den Morden unterstellt wurde, sorgte für viele Fragen.
Davon hatte auch Dr. Christina Berndt eine Menge zu beantworten: Nach ihrem Festvortrag am Vorabend berichtete die ehemalige Schülerin des Max aus ihrer Arbeit als Journalistin. Themen wie Fake-News und die Rolle der Presse in der Demokratie standen ebenso im Fokus wie der Organspende-Skandal, der von Berndt aufgedeckt worden war.
Aus den Niederlanden waren die Filmemacher Ruben Gischler und Tobias Müller angereist, um ihren Film „Wieder gut?“ zu zeigen. Im Forum der VHS präsentierte das Amsterdamer Duo eine 2021/2022 entstandene Dokumentation, in der die Erinnerung an den Holocaust dies- und jenseits der Grenze miteinander verglichen wird. Ein Thema, das auch angesichts der Mitwirkenden für die Max-Schüler:innen spannend war: So wurde eine Reise der Projektgruppe Keep the memory alive! mit dem Überlebenden Tswi Herschel, der bereits einige Male am Max zu Gast war, von Gischler und Müller begleitet und im Film verarbeitet.
Neben Auswärtigen waren auch viele lokale Referent:innen im Einsatz: Der Verein SCHLAU Ostfriesland informierte über die Vielfalt von Lebensweisen, insbesondere von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans*personen.
Fragen der Energieversorgung und des Klimaschutzes gehörten ebenfalls zum Themenspektrum des Tages. So referierte Alf Kristian Haugland von GASSCO Deutschland zum Thema „Gas aus Norwegen – wie lange noch?“ Christoph Runden und Detlef Dunker gaben Einblicke in Maßnahmen und Projekte der Stadt Emden für eine nachhaltigere Zukunft und ermunterten ebenso, aktiv zu werden wie Martin Auer. Der 22-Jährige ist Gründer des mit dem Jugenddemokratiepreis der Bundeszentrale für politische Bildung ausgezeichneten Vereins Youth lead the change Germany, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, junge Menschen zu politischem Engagement zu ermutigen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Projekttages war das Thema Flucht und Migration: Neben der Autorin Sonja Ryll, die aus ihrem unter dem Pseudonym Sofia Rahmani verfassten Roman „Sei still und lauf!“ gelesen hat, war Edvija Imamovic zu Gast. Die Leiterin der Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe der Stadt Emden schilderte aus ihrem Arbeitsalltag, mit welchen Sorgen und Problemen Geflüchtete zu kämpfen haben. Wie schwierig eine solche Situation ist, machte Imamovic anhand ihrer eigenen Fluchtgeschichte während des Bürgerkriegs in Bosnien deutlich.
Eine szenische Umsetzung des Themas lieferte das Stück „Walzer ins Nirgendwo“. Das von Antonio Riccò verfasste Stück über den Krieg wurde im Kulturbunker Barenburg vom Theater in der List aufgeführt und sorgte für viel Nachdenklichkeit.
Neben vielen externen Referenten gab es auch Angebote von Max-Lehrer:innen: Während Fünftklässler:innen Experimente zum Wasserstoff mit Elke Beeneken durchführten und der Weg vom Rechenschieber zur KI in der sechsten Klasse von Artur Kasperczyk thematisiert wurde, arbeitete die 11c mit Tobias Knebel zur jüdischen Stadtgeschichte.
Die Vielfalt der Angebote haben das Motto dieses Projekttages mit zahlreichen spannenden Impulsen bereichert, die Lust auf die Herausforderungen der nächsten 150 Jahre gemacht haben!
Wir danken allen Gästen und Mitwirkenden für die großartige Unterstützung!