Zweieinhalb Jahre Gefängnis, 23.000€ Schulden, Obdachlosigkeit – mit Anfang 20 war Dominik Forsters Leben völlig verpfuscht: „Eigentlich wäre die beste Option gewesen, Selbstmord zu begehen.“ Doch Forster rappelt sich wieder auf. Er setzt sich mit seiner Sucht auseinander und kommt von den Drogen los, lernt eine Frau kennen – „die Liebe meines Lebens“ – und wird zum Bestsellerautor. Heute ist Forster beinahe 35 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier kleiner Töchter – ein ganz normales Familienidyll, wie es sich viele wünschen.
Dass es beinahe nicht dazu gekommen wäre, hatte Ursachen, wie Forster am Donnerstag am Max erklärte. Neunzig Minuten berichtete er den Schüler:innen des 9. Jahrganges von seinem Weg in die Abhängigkeit: „Jeder Süchtige hat eine Geschichte. Niemand hat vor, süchtig zu werden.“
Bei Forster löst ein Sturz durch ein Glasdach im Alter von zehn Jahren eine Abwärtsspirale aus, die sich auf die ganze Familie auswirkt: Nach dem schweren Unfall erleidet seine Mutter einen Nervenzusammenbruch und wird medikamentenabhängig. Sein Vater tröstet sich mit Alkohol und wird zum Trinker – und auch sein Bruder ist heute ebenfalls süchtig. Seine liebevollen Eltern hätten alles gegeben, doch sind sie heute nach wie vor schwerstabhängig. Beide haben sich „behindert konsumiert“, wie Forster erzählt: „Süchtig werden nicht nur Arschlöcher.“
Dominik gelingt es infolge des Sturzes nicht, an seine vorherigen Schulleistungen anzuknüpfen. Er wechselt an die Hauptschule und wird dort zum Außenseiter. Während einer Jugendfreizeit erlebt er, dass diejenigen, die am meisten trinken, als am coolsten gelten. Ein Jahr widersteht Forster noch – und steigt dann umso heftiger ein: Beim Trinken einer „Pumpermaß“, einem Liter Bier mit zwanzig Schnäpsen, wird er angefeuert und kippt gleich eine zweite Maß hinterher, bevor er sich nur noch übergeben kann. Schwüre, nie wieder zu trinken, halten nur bis zum nächsten Wochenende: „Auf einmal wurde ich gefeiert und gehörte dazu!“
Schnell gehören weitere Drogen zum Alltag: Cannabis, Speed und Ecstasy lassen Forster ein Leben im Rausch führen. Er fängt an zu dealen, nimmt LSD, Pilze, irgendwann auch Crystal Meth, bis er schließlich von der Polizei erwischt wird.
Dominik kommt in Jugendhaft. Ohne Drogen ist er auf einmal wieder der Außenseiter und bangt um sein Leben. Um es im Gefängnis erträglicher zu gestalten, beginnt er eine Therapie, die schließlich zur Entlassung führt – obwohl er kurz zuvor während eines Ausgangs wieder rückfällig geworden war. Um draußen bleiben zu dürfen, begibt sich Forster in Nachsorge – und lernt dort den Sozialarbeiter Norbert Wittmann kennen.
Als Wittmann Forster mit an Schulen nimmt, um ihn seine Geschichte erzählen zu lassen, stellt der Ex-Junkie fest, dass ihm die Jugendlichen zuhören – Forster findet seine Lebensaufgabe.
Inzwischen hat Forster drei Bücher geschrieben, diverse Interviews gegeben und viele Schulen besucht, um anhand seines Beispiels zu warnen: „Drogen sind geil – aber machen Dich kaputt.“ Statt durch Drogen müssten Kinder und Jugendliche erlernen, wie man sich selbst positive Gefühle verschafft, quasi ein natürliches High erreicht. Wie das geht ist Teil eines Programms, das Forster im kommenden Jahr am Max in Kooperation mit Beratungslehrer Detlef Hillers und den Lehrern des neunten Jahrganges begleitet. Der Auftakt ist auf jeden Fall gut angekommen: „Es wurde nicht langweilig und man hat echt was mitgenommen!“