Besuch einer Exodus 1947-Delegation in Emden – Rieke berichtet

Vor dem Haupteingang der ehemaligen Emder Kaserne: Die Exodus-Gruppe mit den Keep the memory alive-Mitgliedern.

Seit 2016 unterhält das Max-Windmüller-Gymnasium gute Beziehungen zu den Angehörigen und Nachfahren der Exodus 1947, einem Schiff, das Weltgeschichte geschrieben hat. Nach Besuchen in Emden in den Jahren 2016 und 2019 und Gegenbesuchen in Israel 2017 und 2022 folgte nun die dritte Visite einer Exodus-Gruppe in Emden. Rieke Götemann hat den Besuch der Gruppe begleitet und berichtet:

Am Dienstag und Mittwoch, den 9. und 10. September, durfte unsere Schule besondere Gäste empfangen: Überlebende der Exodus sowie ihre Nachkommen besuchten Emden, um Orte aufzusuchen, die für die Geschichte des Schiffes und seiner Passagiere eine große Bedeutung haben.

Rieke Götemann erinnerte auf dem jüdischen Friedhof in Emden an zwei Verstorbene des Exodus-Lagers, die dort begraben sind.

Die Exodus war 1947 ein Schiff, das knapp 4500 Überlebende der Shoah von Frankreich nach Palästina bringen sollte. Das Vorhaben wurde jedoch von den britischen Behörden gewaltsam gestoppt. Die Passagiere gelangten schließlich über Umwege nach Emden und Sengwarden, wo sie in Internierungslagern untergebracht wurden und dort zehn Monate lang leben mussten.

Der Besuch begann am Dienstagabend mit einem feierlichen Empfang im Rummel des Rathauses. Neben dem Oberbürgermeister nahmen auch Vertreter unserer Schule sowie weitere Gäste teil.

Die Schülersprecherinnen Deike Miege und Rieke Götemann hielten zum Empfang der Delegation eine Rede.

Am Mittwoch kamen vier der Besucher – darunter Yona Yahav, der Bürgermeister von Haifa und Nachkommen von Überlebenden – in unsere Schule. Sie tauschten sich mit Schülerinnen und Schülern aus und erzählten die bewegenden Geschichten ihrer Familien.

Am Morgen waren vier Mitglieder der Exodus-Delegation zu Gast am Max.

Im Anschluss begaben sich die Gäste gemeinsam mit Teilnehmenden des Projekts „Keep the Memory Alive“ auf eine eindrucksvolle Tour. Stationen waren unter anderem die ehemalige Kaserne, in der die jüdischen Überlebenden damals untergebracht waren und der jüdische Friedhof in Emden, die Kaserne in Sengwarden sowie der Standort des ehemaligen Emder Krankenhauses, das während des Krieges nach Sandhorst bei Aurich verlegt worden war.

Zwei ehemalige Bewohner des Exodus-Lagers: Binyamin Halpern und Dov Kaplan vor dem Hauptgebäude der ehemaligen Kaserne. Während Halpern im November 1947 in Sandhorst bei Aurich geboren wurde, verbrachte Kaplan einige Monate seiner frühen Kindheit in der Emder Kaserne.

Diese beiden Tage waren für unsere Schüler, aber auch unsere Gäste lehrreich und bereichernd. Aber auch unsere Gäste konnten viele Eindrücke sammeln, Neues über die Geschichte in Emden erfahren und wertvolle Begegnungen mitnehmen. Der persönliche Austausch hat allen Seiten gezeigt, wie wichtig es ist, die Erinnerung lebendig zu halten und sich gegenseitig auszutauschen.

Annika, Leni und Mara studieren die Gedenktafel in der Kaserne Sengwarden, die als zweites Lager für die Flüchtlinge diente.

Zu den Teilnehmerinnen des Empfanges und der Exkursion gehörten auch die beiden Neuntklässlerinnen Mieke Mattenklott und Beeke Siemens, die sich beide sehr beeindruckt von der Begegnung zeigten. Mieke resümierte nach dem Besuch: „Für mich war es etwas Besonderes, mit den Nachfahren der Exodus-Leute unterwegs zu sein. Man hat gespürt, dass hinter allem eine starke Geschichte steht, aber auch, dass sie sehr offen sind. Dadurch wurde die Zeit nicht nur lehrreich, sondern auch menschlich sehr interessant .“

Mieke und Beeke (li.) in den Kellerräumen der Emder Kaserne, die noch im ursprünglichen Zustand sind.

Beeke sagte: „Die Begegnung mit den Nachfahren der Exodus-Leute hat mir gezeigt, dass Geschichte nicht nur in alten Dokumenten oder Schulbüchern steckt, sondern in den Erinnerungen, Erfahrungen und Geschichten von Menschen weiterlebt. Es war beeindruckend zu sehen, wie stark diese Verbindung über Generationen geblieben ist. Mir wurde bewusst, wie wichtig es ist, zuzuhören, nachzufragen und die Erfahrungen anderer ernst zu nehmen, damit wir nicht vergessen, sondern daraus lernen können.“

 

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