Der 30. Januar 1933 änderte für die neunjährige Erna alles: Mit der Machtübernahme Adolf Hitlers begann die Diktatur der Nationalsozialisten und damit die Verfolgung der Juden in Deutschland. Erna musste erleben, wie ihre Freiheit durch immer weitere schikanöse Gesetze beschnitten wurde, bis durch die Reichspogromnacht schließlich die letzten Hoffnungen auf ein Ende des Hasses abrupt endeten. Am Morgen des 10. November 1938 kehrte Erna mit ihrer Mutter nach Hause zurück: „Und als wir dann reinkamen, die Haustür stand weit offen, sah man sofort, dass alles zerschlagen war. Da ist meine Mutter zusammengebrochen. Ich sage immer, das war der Tag, an dem ich erwachsen geworden bin mit meinen 15 Jahren.“
Damit endeten die Grausamkeiten nicht und schließlich wurde Erna mit ihrer Mutter ins Konzentrationslager deportiert. „Du wirst überleben und erzählen, was man uns angetan hat“ – diesen Auftrag ihrer in Auschwitz ermordeten Mutter erfüllte Erna de Vries bis ins hohe Alter, auch an unserer Schule. Dabei hat sie tiefen Eindruck hinterlassen – ein Beispiel dafür findet sich hier: Nachruf auf Erna de Vries.
2021 ist Erna de Vries gestorben, doch anders als viele andere Geschichten, die damit nicht mehr zu hören sind, wird Ernas Vermächtnis weitergetragen: Am 30. Januar erzählte Sara Elkmann von unserem Kooperationspartner ZweitZeugen e.V., was Erna widerfahren ist. „Jeder, der einen Zeugen gehört hat, wird selbst zum Zeugen“: Ganz getreu dieses Mottos des Holocaustüberlebenden Elie Wiesel sind die Teilnehmer:innen des Online-Workshops nun ebenfalls Zeugen für Erna de Vries‘ Geschichte.
In der nächsten Woche besucht Sara Elkmann mit ihrer Kollegin Anna Vögeding unserer fünften Klassen. In Workshops zu weiteren Überlebenden des Holocaust bekommen auch sie die Gelegenheit zu Zweitzeuginnen zu werden.
Wir freuen uns schon!