Spannendes Video-Meeting mit israelischen Projektpartnern

Mit der Nadav Democratic School in Modi’in hat das Max einen neuen Projektpartner, mit dem seit einigen Monaten im Rahmen von „Keep the memory alive!“ intensiv zusammengearbeitet wird. Dass  diese Schule, mit der im Herbst ein erster Schüleraustausch geplant ist, eine ganz besondere ist, wurde am vergangenen Sonntag deutlich: Knapp eine Stunde stellten die Schülerinnen und Schüler aus Israel ihren Schulalltag und das Konzept der Democratic School vor.

Laura Oldewurtel berichtet von der Videokonferenz:

Die Nadav Democratic School stellt sich vor!

Am Sonntag fand erneut eine Videokonferenz mit unserer israelischen Austauschschule statt, dieses Mal wurde uns deren Schule und das dortige Schulsystem vorgestellt. Nachdem das MAX sich ein paar Wochen zuvor präsentiert hatte, durften nun wir gespannt sein – und das zu Recht!

Auch wenn die Nadav Democratic School zunächst wie unsere Schule wirkte, konnte man relativ schnell feststellen, dass das ganze Schulsystem ein völlig anderes, als unseres ist, sowohl von den sozialen Strukturen als auch von den unterrichtlichen Strukturen her. Zunächst einmal gibt es dort nicht nur die Jahrgänge 5-12/13, denn die Schüler gehen vom Kindergarten bis zum Abschluss auf ein und dieselbe Schule. Hört sich zunächst viel an, aber mit insgesamt 450 Schülern und einer Klasse pro Jahrgang herrscht an der Nadav Democratic School dennoch ein familiäres Umfeld. Und wie familiär diese Schule ist, zeigt die Schulführung, denn die demokratische Schule macht ihrem Namen nämlich alle Ehre. Jeder, also Schüler, Lehrer, Eltern undauch der Schulleiter, ist gleichberechtigt und hat gleich viel Entscheidungskraft. Alle zusammen entscheiden über die Regeln an der Schule und was passiert oder nicht passiert. Um das auch umsetzen zu können, gibt es verschiedene Einrichtungen: Die Generalversammlung und das Parlament als Legislative, die Ausschüsse als Executive und der Disziplinarausschuss als Judikative. Möchte die Generalversammlung bspw. eine neue Regel einführen, brauchen sie mindestens 51% der Stimmen aller Schüler dafür. Wurde für eine neue Regel gestimmt, hat der entsprechende Ausschuss dafür zu sorgen, dass diese eingehalten wird. Gibt es Probleme untereinander oder auch mit den Regeln, dann kann jeder sich an den Disziplinarausschuss wenden, die die Probleme dann klären. Zudem kann jeder frei entscheiden, ob und wo er teilnimmt. Was alle auf der deutschen Seite ziemlich überrascht hat, ist, dass es selbst einen Ausschuss für die Lehrer und das Schulpersonal gibt. Auf Nachfrage, ob tatsächlich Schüler Einfluss darauf haben, wer an der Schule arbeitet, wurde uns erklärt, dass dies tatsächlich so ist und es sogar möglich ist, den Schulleiter abzuwählen, wenn die Schulgemeinschaft denkt, dass dieser nicht den Erwartungen entspricht, es sind schließlich alle gleichberechtigt!

Stellten ihre Schule vor: die Schüler*innen aus Modi’in

An dieser Schule wird Demokratie also nicht nur gelehrt, sondern auch wirklich gelebt. Es sei für alle einfacher, sich an Regeln zu halten, wenn man diese mitbestimmen darf. Ähnlich sieht es auch beim Unterricht aus – nichts ist verpflichtend und jeder Schüler darf selbst entscheiden, welche Fächer er belegen möchte. Schüler lernen besser, wenn sie auch lernen wollen und dazu gehört nun mal auch, dass man ein gewisses Grundinteresse für das entsprechende Fach hat. Von der ersten Klasse an kann freigewählt werden. Interessant ist dabei vor allem, das jahrgangsübergreifend gelernt wird, da es auch möglich ist, für bspw. drei Jahre ein Fach nicht zu belegen. Hat man zum Beispiel in der fünften Klasse Mathematik abgewählt und möchte es später wieder dazu nehmen, knüpft man da an, wo man aufgehört hat. Generell ist der Fokus nicht so sehr auf das Ergebnis des Lernens gerichtet, sondern auf den Prozess und ist damit individuell an die entsprechenden Schüler angepasst.

Uns hat es wirklich sehr überrascht, wie unterschiedlich unsere beiden Schulen sind, aber alle fanden dieses Schulsystem ziemlich interessant und haben es sehr gelobt. Gegen Ende der Konferenz hat sich auch der Schulleiter der Nadav Democratic School kurz vorgestellt und seine Freude über dieses Projekt ausgedrückt. Auch ihm wurden ein paar Fragen gestellt, beispielsweise, ob es schwer sei, der Schulleiter einer Schule mit diesem Schulsystem zu sein. Er antwortete darauf, dass es anstrengend wäre, aber sehr viel besser als mit einem anderen System.

Schon jetzt und vor allem nach der Präsentation der Schule freuen wir uns schon sehr, uns bald selbst ein Bild davon machen zu dürfen, sofern uns Covid-19 nicht schon wieder einen Strich durch die Rechnung macht!