Werder-Ehrenspielführer Marco Bode zu Gast am Max

Marco Bode im Gespräch mit Max-Fußball AG-Leiter Severin Tillmann (re.).

So viele Titel hat wohl noch kein Gast des Max gewonnen: Deutscher Meister, dreifacher Pokalsieger und Europapokalsieger der Pokalsieger, zudem Europa- und Vize-Weltmeister – Marco Bode blickt auf eine extrem erfolgreiche Karriere zurück, aus der es viel zu erzählen gibt. Kein Wunder also, dass die Zeit beim Besuch des Ehrenspielführers von Werder Bremen am Gymnasium wie im Fluge verging! Neunzig Minuten – was sonst? – gab Bode den Schülerinnen und Schüler Einblicke in eine Karriere, von der viele Kinder und Jugendliche träumen: Nach dem Abitur am Gymnasium in Osterode wechselte der noch 18-Jährige zu den Werder-Amateuren, von wo er bald von Trainerlegende Otto Rehhagel zu den Profis geholt wurde. Einige Jahre später wurde Bode von Berti Vogts in die Nationalmannschaft berufen, der ihm 1995 seine erste Länderspielerfahrung in Südafrika ermöglichte. Ein besonderes Erlebnis: Anlässlich des ersten Spiels einer deutschen Nationalelf nach dem Ende des Apartheid-Regimes ließ es sich der damalige Staatspräsident Nelson Mandela nicht nehmen, die Spieler persönlich zu begrüßen. Doch nicht nur deshalb wird diese Episode Bode wohl immer im Gedächtnis bleiben, denn die Ikone des südafrikanischen Freiheitskampfes fühlte sich bei seinem Anblick an eine Tennis-Legende erinnert: „You look exactly like Steffi Graf!“

Südafrikas Präsident Nelson Mandela schüttelte ihm vor seinem ersten Länderspiel die Hand.

Begegnungen mit Menschen wie Mandela oder Queen Elisabeth, aus deren Hand die deutsche Mannschaft 1996 den Pokal bei der Europameisterschaft erhielt, gehören heute ebenso zu den schönen Erinnerungen für Bode wie Reisen in viele Länder wie Japan, Südkorea oder Kamerun. Ebenso schön wie erfolgreiche Spiele sei für ihn aber auch immer das alltägliche Training gewesen: „Der Fußball hat mir viel gegeben!“

Neben vielen großen Erfolgen gehören aber auch Niederlagen zur Karriere Marco Bodes: 2012 wurde er bei Werder Bremen Mitglied des Aufsichtsrates, dessen Vorsitz er bis 2021 innehatte – dem Jahr des Abstiegs aus der ersten Liga. Bode verarbeitete diese Erfahrung in dem Buch „Tradition schießt keine Tore“, das er gemeinsam mit Dietrich Schulze-Marmeling im vergangenen Jahr veröffentlichte. Die Pläne für das Buch hätten allerdings schon länger bestanden, denn den Abstieg sieht Bode als Ergebnis einer längerfristigen Entwicklung, die es insbesondere für Traditionsklubs wie den SV Werder schwierig macht, im Profifußball erfolgreich zu sein: „Während ein Verein wie Bayern München bei meinem Karriereende 2002 noch das Doppelte des Umsatzes von Werder hatte, sind wir heute beim sechs- oder siebenfachen.“ Eine langfristige Etablierung in der Champions League sei deshalb heute nur noch finanzstarken Klubs möglich. Eine Verbesserung der Situation hält Bode zwar für möglich – etwa durch das Einhalten des Financial Fairplay oder das Beschränken der Spielergehälter – doch seien Einigungen zwischen den Vereinen angesichts der großen finanziellen Unterschiede, die etwa zwischen Manchester City und den Bundesligisten herrschten, extrem schwierig: „Selbst für die finanzstarken Bayern ist das eine große Herausforderung.“

Ronaldo, Cafu, Beckham oder wie hier Ronaldinho – die Liste der Spieler, mit denen der Europa- und Vize-Weltmeister gemeinsam auf dem Platz stand, ist lang.

Trotz des vielen Geldes spielen noch immer weitere Faktoren eine Rolle: So sei der Trainer wohl die bedeutsamste Person für den Erfolg. Auf die Frage, unter welchem Coach er heute gerne spielen würde, musste Bode kurz überlegen: „Ole Werner mag ich gern, aber auch Marco Rose oder Bo Svensson.“ Mit einem Trainer wie Pep Guardiola, der selbst eher im Mittelpunkt stehe, wäre er vermutlich nicht so gut zurechtgekommen wie mit Otto Rehhagel oder Thomas Schaaf.

Neben vielen weiteren Anekdoten aus seiner Karriere gab Bode Einblicke in sein persönliches Engagement. So ist er Mitglied im Kuratorium der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste – auch angesichts seiner Familiengeschichte: Bodes von den Nazis aus Jugoslawien verschleppter Großvater verliebte sich während des Krieges in seine deutsche Großmutter. Als dieser endete, entschied er sich zu bleiben und heiratete seine große Liebe, mit der er eine Tochter bekam – Marco Bodes Mutter. „Im Grunde war sie ein Zeichen der Versöhnung und Hoffnung nach dem Krieg. Die Situation in der Ukraine zeigt, wie schlimm Krieg ist.“ Er sieht darin auch eine Aufgabe: “Wir tragen eine Verantwortung für die Erinnerung an die Vergangenheit.“

Zum Abschluss ein Gruppenbild vor der Schule.

Zum Abschluss des Vormittags erzählte Bode, dass er während seiner aktiven Zeit auch mit einem Wechsel geliebäugelt hätte: Mit Dortmund sei er in durchaus ernsten Verhandlungen gewesen, auch Bayerns Uli Hoeneß habe mal angerufen. Gern wäre er zum Ende seiner Laufbahn noch einmal ins Ausland gegangen, am liebsten nach England. Dass das nicht geklappt hat, ist kein Grund zur Trauer: „So bin ich immer nur bei einem Verein geblieben, bei Werder Bremen – auch das ist etwas Besonderes.“ Dort wohnt er auch heute noch und kann trotz seines Legenden-Status ein recht normales Leben führen: „Ich bin viel mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs, auch zum Stadion.“