Noch ein paar Tage bis zum Start – Reinke Eiben berichtet von Hawaii

„Aloha,

es ist hier gerade Mittwochmittag (ihr liegt alle schön im Bett) und ich habe endlich mal etwas Luft zum Schreiben. Fünf Tage auf Big Island sind schon rum. Sehr erlebnisreiche und vielfältige Tage. Die lange Anreise konnte ich eigentlich ganz gut verkraften, der Jetlag sorgte aber die ersten Tage dafür, dass man pünktlich um 3:30 Uhr wach wurde. Das ist aber gar nicht so schlimm, denn tatsächlich beginnt Kona (der Ort des Geschehens hier an der Westküste) ab vier bis fünf Uhr zu brodeln. Dann machen sich etliche Triathleten, aber auch Einheimische, auf der Flucht vor Hitze und Verkehr auf zum Laufen oder auf’s Rad. Wenn gegen sechs Uhr die Sonne aufgeht, wird auch das Meer rund um den Pier mit etlichen Schwimmern bevölkert. Sobald die Sonne ab sieben Uhr über die Berge strahlt, wird es schlagartig heiß. So heiß, dass man es in der Sonne und ohne Wind eigentlich kaum aushält.

Hat seinen Namen unter den Startern gefunden: Reinke Eiben

In den letzten Tagen standen neben der Akklimatisierung, des Trainings und den formalen Pflichten (Registrierung, Race-Briefing, Check-In usw…) auch viele kulturelle Punkte auf dem Plan. Wenn man (höchstwahrscheinlich) nur einmal im Leben hier ist, will man natürlich auch das Maximum an Erlebnissen rausholen. Auf einer zwölfstündigen Inselrundfahrt (die Insel ist tatsächlich überraschend groß) konnten wir viel über Vulkanismus, besondere Pflanzenarten und hawaiianische Mythologie sowie die Geschichten um die Fahrten des James Cook hierher erfahren. Die Insel ist einzigartig vielfältig: Neben mondartigen Lavafeldern und schwarzen Sandstränden gibt es auch dichten Dschungel und – wenn man die über 4000m hohen Vulkane der Insel befahren sollte – sogar Minusgrade und Schnee. Diese Vielfalt macht Big Island wahrscheinlich weltweit einzigartig. Zum Surfen ist es hier weniger geeignet, da bietet sich die Nachbarinsel Maui mit ihren Monsterwellen besser an.

Sightseeing im Schulbus

Ganz eingelullt in die Hitze und die vielfältigen exotischen Gerüche dieser Insel ist das Training wirklich besonders. Nicht nur kommt man sich vor, als würde man in einer Sauna fahren und laufen, auch die Winde sind recht stark und phasenweise unberechenbar und machen das Radfahren damit mitunter zur wackligen Angelegenheit. Das Schwimmen im 27 Grad warmen Meer ist ein bisschen so, als würde man in einem Aquarium schwimmen – manchmal mit Schildkröten- und Delfinbegleitung (auch wenn ich sie bisher nur aus der Ferne sehen konnte).

Die Insel pulsiert im Triathlonrhythmus – so viele Triathleten und Sportler auf einem kleinen Fleck hat man sicherlich nirgends sonst. Alle hier sind so fit und austrainiert (und zeigen das auch sehr gerne), dass man sich manchmal fragt, warum man sich überhaupt an die Startlinie stellen soll. Der (manchmal zu stark ausgeprägte) Selbstdarstellungswahn unter Triathleten ist hier wohl ebenfalls auf seinem Höhepunkt.

Demnächst kocht das Wasser, wenn die Athleten das Meer durchpflügen

Während ich das hier gerade schreiben, kreisen bereits die ersten Hubschrauber am Himmel und machen die ersten Aufnahmen für dir morgige Übertragung, bei der alle Frauen sowie einige männliche Agegrouper (Nicht-Profis) an den Start gehen. Mit einer irren Logistik wird im Ort gerade alles präpariert. Ich selbst starte am Samstag zusammen mit den anderen Athleten meiner Altersklasse und 15 Minuten nach den Profis. Auch wenn es bei mir angesichts der schwierigen Vorbereitung nur ums Ankommen geht, werde ich angesichts der krassen Bedingungen hier jetzt schon etwas nervös.

Lavainseln mitteln im Ozean

Da der sportliche Drops allerdings bereits gelutscht ist, geht es in diesen Tagen nur darum, den Körper zu regenerieren, ausreichend zu verpflegen und mit kurzen Einheiten auf Betriebstemperatur zu halten. Ich gehe dafür i.d.R. zweimal täglich für 30-90 Minuten raus und belaste mich locker mit ein paar kurzen Intensitäten. Training hier ist auch nicht wirklich schön, da es meistens auf dem Seitenstreifen neben dem vielbefahrenen Highway stattfindet – gefährlich und stressig.

Aloha – Grüße aus Hawaii

Ich versuche, mich nochmal ausführlicher zu melden und verbleibe bis dahin mit einem hawaiianischen Aloha! (Hallo und Tschüss) aus Kona auf Big Island, Hawaii!“